Eine der wesentlichen Entwicklungen in der Intensivmedizin in den letzten Jahren beruht auf der Erkenntnis, dass das Schicksal des Intensivpatienten sich früh entscheidet und therapeutische Maßnahmen frühzeitig und zielgerichtet („early goal directed“) eingeleitet werden müssen.
Das Thema „Enterale Ernährung“ ist inzwischen zum Dauerbrenner an unseren Intensivstationen geworden; liegt doch auf der Hand, dass eine ausreichende Nährstoffzufuhr sich positiv auf das Outcome unserer Patienten auswirkt.
A prospective survey of nurtitional support practices in intensive care unit patients. What is prescribed? What is delivered?
Die Ernährung war, ist und - was zu befürchten ist - bleibt auch weiterhin vielfach ein Stiefkind der Intensivmedizin. Die meisten Intensivisten sind sich zwar klar, dass Ernährung als "Hintergrundtherapie" eine Berechtigung hat ("Machen wir eh; wo ist das Problem?").
Der Begriff akutes Lungenversagen ("acute respiratory distress syndrome", ARDS) wurde 1967 von Ashbaugh und Mitarbeitern geprägt. Trotz verschiedener Ursachen zeigten die Patienten ein relativ uniformes Bild, das die akute pathophysiologische Antwort der Lunge auf unterschiedlichste Reize widerspiegelt (Ashbaugh DG, Lancet 1967; 2:319).
Zwei rezente Metaanalysen zum Thema, ob eine enterale oder eine parenterale Ernährung für Intensivpatienten besser ist, sorgen neuerlich für heftige Diskussionen. Auf den ersten Blick scheinen die Autoren aufgrund der Ergebnisse des Abstrakts zu völlig konträren Schlussfolgerungen zu kommen.
Im Durchschnitt essen Patienten im Krankenhaus deutlich weniger als es dem errechneten Energiebedarf entsprechen würde. Zumindest jeder 5. Patient kann nur weniger als die Hälfte des Energiebedarfs decken.
Die angeführte Studie von Bertolini et al. zeigt ein auf den ersten Blick überraschendes Ergebnis: Bei 39 Patienten mit einer schweren Sepsis war eine frühzeitige enterale Ernährung mit einer angereicherten Sondenkost (zusätzlich w-3 Fettsäuren, Arginin, Vitamin E, ?-Caroten, Zink und Selen) mit einer dreifach höheren Mortalität (44% vs. 14%, p=0,039) verbunden als eine Standard parenterale Ernährung.
Die Ernährungstherapie septischer Patienten ist ein wesentlicher Bestandteil der supportiven intensivmedizinischen Behandlung. Im Sinne eines septisch bedingten Organversagens weisen diese Patienten häufig eine Störung der Darmfunktion mit erhöhter Permeabilität und geminderter Motilität auf.
Eine enterale Ernährung bringt für den Patienten, wie in zahlreichen Studien belegt, meist unübersehbare Vorteile gegenüber einer parenteralen Nahrungszufuhr. Ich will jedoch hier in diesem Beitrag nicht diese klinisch bestens untersuchten Fakten besprechen, sondern auf praktischen - sehr oft von der Krankenpflege beeinflussbaren - Gegebenheiten in der Durchführung der enteralen Ernährung Bezug nehmen, die mir in den letzten Jahren meiner pflegerischen Tätigkeit einigermaßen großes Kopfzerbrechen bereitet haben.
Der Gastrointestinaltrakt ist das größte Immunorgan des Menschen. Bedenkt man die Kernaufgabe des Immunsystems als verantwortlich für die Regelung der Trennung zwischen dem „Selbst“ und dem „Nichtselbst“, so scheint plausibel, dass hier die Auseinandersetzung mit „Fremd“ umfangreich bewerkstelligt wird
Für einen deklarierten Proponenten einer Kombination einer enteralen (EE) mit einer parenteralen Ernährung (PE) für Intensivpatienten, bei denen der (frühe) enterale Ernährungsaufbau trotz verschiedener Maßnahmen (Prokinetika, Jejunalsonde) nicht zeitgerecht gelingt, sind die Ergebnisse der neuen EPaNIC-Studie aus Belgien auf den ersten Blick sicherlich enttäuschend (Casaer MP; NEJM 2011; 365:506).
Im Durchschnitt essen Patienten im Krankenhaus deutlich weniger als es dem errechneten Energiebedarf entsprechen würde. Zumindest jeder 5. Patient kann nur weniger als die Hälfte des Energiebedarfs decken.
Eine Reihe von Untersuchungen in den Achtzigerjahren hat gezeigt, dass im Hungerzustand und bei katabolen Erkrankungen Skelettmuskel abgebaut und der Stickstoff aus dem Muskelgewebe vorwiegend in Form der Aminosäure Glutamin freigesetzt und zu anderen Organen transportiert wird.
Der Ernährungszustand von Patienten ist eine der wesentlichen Determinanten für Krankheitsverlauf und Prognose. Diese Tatsache ist bei praktisch allen Patientengruppen gezeigt worden und gilt ebenso für Intensivpatienten.
Heyland hat wieder zugeschlagen. Nachdem er uns für Intensivpatienten die parenterale Ernährung (PE) vermiest hat, die Immunonutrition zur Gefahr erklärt hat (JAMA 2001; 286:944), hat er jetzt die Kombination der enteralen (EE) mit einer parenteralen Ernährung (EE+PE) aufs Korn genommen (Dhaliwal & Heyland, Intensive Care Med 20004; 30:1666).
Wie viele aus verschiedenen Meldungen in der Tagespresse und dem Fernsehen ersehen haben, beginnen sich Patienten und Patientengruppen gegen die neue Praxis des Kostenersatzes der künstlichen Ernährung durch die Krankenkassen zu wehren.
Parenterale Ernährung (PE) ist schlecht, gefährlich, teuer; enterale Ernährung (EE) ist gut, komplikationsarm und billig. Diese Meinung ist heute ein Dogma, das keiner mehr in Frage stellt, weil ein Dogma eben auch nicht hinterfragt werden muss oder darf.
Die positiven Effekte enteraler Sondenernährung für die Erhaltung einer intakten gastrointestinalen Schleimhaut bei kritisch kranken Patienten, sind in den letzten Jahren wohl unumstrittenen anerkannt worden.
Die Zeiten der "Hyperalimentation” sind nun schon lange vorbei. In den letzten Jahren wurde ausgiebig belegt, dass eine überhöhte Energiezufuhr keinen Nutzen bringt, sondern lediglich die Komplikationsrate wesentlich erhöht.
Die Ernährungstherapie bei Patienten mit moderater bis schwerer akuter Pankreatitis war lange Zeit bestimmt von dem Dogma, dass eine orale bzw. enterale Ernährung den Verlauf der Erkrankung verschlechtere.
Stickstoffverluste im Rahmen eines Eiweißkatabolismus nach Operationen, Traumata, bei Sepsis, Verbrennung oder nach einer langdauernden Immobilisierung sind entscheidend für die Prognose der Patienten.
Die parenterale Ernährung hatte im letzten Jahrzehnt eine schlechte Presse.
Mangelernährung von Patienten im Krankenhaus ist nach wie vor ein brisantes Thema. Nach einer Arbeit von Stratton sind beachtliche 40% aller Patienten im innerhospitalen Bereich mangelernährt.
Der nächste Kongress der European Society for Parenteral and Enteral Nutrition findet vom 29. August bis 1. September 2009 in Wien statt. Das Motto lautet: „Nutritional Networking: From the Cell to Europe“.
Die Bedeutung der frühen enteralen Ernährung (EN) ist weltweit unumstritten. Alleine die Empfehlungen zum Beginn der additiven Gabe einer parenteralen Ernährung (PN) unterscheiden sich zwischen dem amerikanisch/kanadischen Raum und Europa.
In den letzten Jahren ist klar gezeigt worden, dass eine frühzeitig begonnene Ernährungstherapie bei kritisch Kranken den Krankheitsverlauf günstig beeinflusst, die Zahl der insbesondere infektiösen Komplikationen vermindern hilft und auch die Prognose der Patienten verbessern kann.
Unter dem Motto „Mut zur Wahrheit“ und „Vertrauen durch Dialog“ hat der Präsident der Bundesärztekammer Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe beim Deutschen Ärztetag 2009 und 2010 eine offene Debatte über Ressourcenverknappung und Leistungseinschränkungen im Gesundheitssystem gefordert.
Enterale Ernährung ist heute Standard in der Ernährung von Patienten auf der Intensivstation.
In den aktuellen Guidelines zur Ernährungstherapie beatmeter Patienten wird empfohlen, möglichst früh mit einer enteralen Ernährung über eine nasogastrale Sonde zu beginnen.
Wir wollen Fachärzte und Pfleger topaktuell und wissenschaftlich fundiert über Studien, fachspezifische Entwicklungen und deren praktische Umsetzung informieren, um sie in ihrer Arbeit und Fortbildung zu unterstützen.
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