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Die Ernährung bei Intensivpatienten muss früh begonnen werden und je schwerer krank der Patient ist, desto eher!


Effects of early enteral feeding on the outcome of critically ill mechanically, ventilated medical patients.

Artinian V, Krayem H, DiGiovine B Chest 2006; 129:960-7

Henry Ford Hospital, Division of Pulmonary and Critical Care, 2799 W Grand Blvd, K-17, Detroit, MI 48202, USA.

STUDY OBJECTIVES: To determine the impact of early enteral feeding on the outcome of critically ill medical patients.
DESIGN: Retrospective analysis of a prospectively collected large multi-institutional ICU database.
PATIENTS: A total of 4,049 patients requiring mechanical ventilation for > 2 days.
MEASUREMENTS AND RESULTS: Patients were classified according to whether or not they received enteral feeding within 48 h of mechanical ventilation onset. The 2,537 patients (63%) who did receive enteral feeding were labeled as the "early feeding group" and the remaining 1,512 patients (37%) were labeled as the "late feeding group." The overall ICU and hospital mortality were lower in the early feeding group (18.1% vs. 21.4%, p = 0.01; and 28.7% vs 33.5%, p = 0.001, respectively). The lower mortality rates in the early feeding group were most evident in the sickest group as defined by quartiles of severity of illness scores. Three separate models were done using each of the different scores (acute physiology and chronic health evaluation II, simplified acute physiology score II and mortality prediction model at time 0). In all models, early enteral feeding was associated with an approximately 20% decrease in ICU mortality and a 25% decrease in hospital mortality. We also analyzed the data after controlling for confounding by matching for propensity score. In this analysis, early feeding was again associated with decreased ICU and hospital mortality. In all adjusted analysis, early feeding was found to be independently associated with an increased risk of ventilator-associated pneumonia (VAP) developing.
CONCLUSIONS: Early feeding significantly reduces ICU and hospital mortality based mainly on improvements in the sickest patients, despite being associated with an increased risk of VAP developing. Routine administration of such therapy in medical patients receiving mechanical ventilation is suggested, especially in patients at high risk of death.


Die Ernährung war, ist und - was zu befürchten ist - bleibt auch weiterhin vielfach ein Stiefkind der Intensivmedizin. Die meisten Intensivisten sind sich zwar klar, dass Ernährung als "Hintergrundtherapie" eine Berechtigung hat ("Machen wir eh; wo ist das Problem?"). Wenig akzeptiert ist aber die Tatsache, dass durch Timing, Ausmaß und Zusammensetzung der Ernährungstherapie der Krankheitsverlauf ganz wesentlich beeinflusst, die Überlebensrate an der Intensivstation oder im Krankenhaus, aber auch - und dies ist wohl insbesondere relevant - die Langzeitrehabilitation und -prognose ganz entscheidend beeinflusst werden können.

Als Rechtfertigung für diesen weit verbreiteten "Ernährungsnihilismus" wird angeführt, dass es keine guten Studien gibt (insbesondere solche die "harte" Kriterien, wie die Überlebensrate als Studienendpunkte definiert hatten), die einen günstigen Effekt einer Ernährungstherapie tatsächlich belegen würden. Dem kann man nicht genug widersprechen: Gerade in den letzten Jahren sind vermehrt Untersuchungen publiziert worden, die den Stellenwert einer Ernährungstherapie klar untermauern.

In diese Reihe wichtiger Studien, die die Bedeutung einer Ernährung für Intensivpatienten überzeugend belegen, ist diese neue Studie aus Detroit einzuordnen. Hier wird klar gezeigt, dass eine innerhalb der ersten 48 Stunden begonnene Ernährung hochsignifikant die Überlebensrate von Beatmungspatienten verbessert. Dabei wurden die Patienten nach drei verschiedenen prädiktiven Modellen für Krankheitsschweregrad und anderen "Konfoundern" korrigiert analysiert. Ein weiteres wichtiges Ergebnis war der Nachweis der Tatsache, dass der Nutzen einer frühen Ernährung umso ausgeprägter ausgefallen ist, je höher der Schweregrad der Erkrankung war.

Diese Untersuchung bestätigt beispielsweise Ergebnisse einer Studie von Rubinson und Mitarbeitern, der ebenfalls bei internistischen Intensivpatienten gezeigt hatte, dass sowohl ein verspäteter Ernährungsbeginn als auch eine zu geringe Nahrungszufuhr mit dem Risiko des Auftretens von Infektionen (positive Blutkultur) verbunden war (Crit Care Med. 2004; 32:350).

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Tags: intensiv-news ernährung enteral parenteral 

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