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Ist die Kombination einer enteralen und parenteralen Ernährung wirklich unsinnig?

Oder: Wer schützt uns vor Metaanalysen?


Heyland hat wieder zugeschlagen. Nachdem er uns für Intensivpatienten die parenterale Ernährung (PE) vermiest hat (JAMA 1998; 280:2013), die Immunonutrition zur Gefahr erklärt hat (JAMA 2001; 286:944), hat er jetzt die Kombination der enteralen (EE) mit einer parenteralen Ernährung (EE+PE) aufs Korn genommen (Dhaliwal & Heyland, Intensive Care Med 20004; 30:1666). Laut einer europaweiten Erhebung wird diese Kombination immerhin in 19% aller Patienten, in manchen Institutionen bis zu 80% der Patienten eingesetzt (Preiser, Intensive Care Med 2004; 26:95). Ist das nunmehr ein unsinniges Vorgehen, ist also auch diese Kombination "of no benefit"?

Dieser "systematische Review" stützt sich nur auf 5 Studien (!) und diese Studien verdienen einen näheren Blick:
Zwei Studien von Herndon und Mitarbeitern stammen noch aus den 80er Jahren, hatten in der EE+PE-Gruppe 4000 kcal (!) zugeführt, in der EE-Gruppe mindestens 1000 kcal weniger (J Trauma 1987; 27:195; J Burn Care 1989; 10:309). Diese hohe Zufuhr ist nach heutigem Wissen auch bei Verbrennungspatienten unvertretbar. Die relevanten Nebenwirkungen, insbesondere die Rate an Hyperglykämien wird nicht mitgeteilt, muss wohl beträchtlich gewesen sein. Wie allgemein bekannt ist eine Hyperglykämie mit einer drastischen Beeinträchtigung der Morbidität und Prognose verbunden. Die Störung der Funktion immunkompetenter Zellen in beiden Studien wird wohl darauf zurückzuführen sein. Die zusätzlich parenteral ernährten Patienten haben weniger enterale Ernährung toleriert, was die Randomisierung in Frage stellt; oder hat die Hyperglykämie die Peristaltik gehemmt? Die Prognose war in der Studie aus dem Jahr 1987 identisch, in der späteren Studie schlechter. Diese "angejahrten" Studien können wohl kaum für irgendeine sinnvolle Aussage herangezogen werden.

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Tags: nutrition-news ernährung intensivmedizin enteral parenteral 

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