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Ernährung bei Intensivpatienten

Wie (traurig) ist die Realität?


Nutrition therapy in the critical care setting: What is "best achievable" practice? An international multicenter observational study

Cahill NE, Dhaliwal R, Day AG, et al.                                                                                                                       Crit Care Med 2010; 38:395-401

Department of Community Health and Epidemiology, Queen's University, and Clinical Evaluation Research Unit, Kingston General Hospital, Kingston, ON, Canada.

OBJECTIVE: To describe current nutrition practices in intensive care units and determine "best achievable" practice relative to evidence-based Critical Care Nutrition Clinical Practice Guidelines.
DESIGN: An international, prospective, observational, cohort study conducted January to June 2007.
SETTING: One hundred fifty-eight adult intensive care units from 20 countries.
PATIENTS: Two-thousand nine-hundred forty-six consecutively enrolled mechanically ventilated adult patients (mean, 18.6 per site) who stayed in the intensive care unit for at least 72 hrs.
INTERVENTIONS: Data on nutrition practices were collected from intensive care unit admission to intensive care unit discharge or a maximum of 12 days.
MEASUREMENTS AND MAIN RESULTS: Relative to recommendations of the Clinical Practice Guidelines, we report average, best, and worst site performance on key nutrition practices. Adherence to Clinical Practice Guideline recommendations was high for some recommendations: Use of enteral nutrition in preference to parenteral nutrition, glycemic control, lack of utilization of arginine-enriched enteral formulas, delivery of hypocaloric parenteral nutrition, and the presence of a feeding protocol. However, significant practice gaps were identified for other recommendations. Average time to start of enteral nutrition was 46.5 hrs (site average range, 8.2-149.1 hrs). The average use of motility agents and small bowel feeding in patients who had high gastric residual volumes was 58.7% (site average range, 0%-100%) and 14.7% (site average range, 0%-100%), respectively. There was poor adherence to recommendations for the use of enteral formulas enriched with fish oils, glutamine supplementation, timing of supplemental parenteral nutrition, and avoidance of soy­bean oil-based parenteral lipids. Average nutritional adequacy was 59% (site average range, 20.5%-94.4%) for energy and 60.3% (site average range, 18.6%-152.5%) for protein.
CONCLUSIONS: Despite high adherence to some recommenda­tions, large gaps exist between many recommendations and actual practice in intensive care units, and consequently nutrition therapy is suboptimal. We have identified "best achievable" practice that can serve as targets for future quality improvement initiatives.


Mittlerweile haben auch die hartnä­ckigsten Ernährungsnihilisten akzeptieren müssen, dass eine individuell adaptierte und optimierte Ernährungstherapie zur Basisversorgung jedes kritisch-kranken Patienten gehört. Eine rechtzeitig begonnene, quantitativ ausreichende, qualitativ optimierte Ernährung hat einen wesentlichen Einfluss auf den Krankheitsverlauf, insbesondere die Ausbildung von Infektionen und auch für die Prognose. Alle relevanten nationalen und internationalen Gesellschaften haben entsprechende Richtlinien erlassen, wie die Ernährung  bei Kritisch-Kranken vorgenommen werden sollte.

Aber werden diese Richtlinien zur Ernährungstherapie des Intensivpatienten in der Praxis tatsächlich umgesetzt? Als therapeutische Maßnahme, die traditionell bei Intensivisten eine wesentlich geringere Aufmerksamkeit erhält als etwa die Beatmungstherapie oder der Nierenersatz, besteht hier in der Praxis eine Diskrepanz zwischen „Wunsch und Wirklichkeit“, zwischen dem was empfohlen und dem, was am Krankenbett gemacht wird?
Aus dieser Warte ist diese neue multinationale Beobachtungs-Studie von der Heyland-Gruppe aus Kanada sehr aufschlussreich, bei der fast 3000 Patienten von 85 Intensivstationen aus 20 Ländern inkludiert worden sind.

Die Ergebnisse sind bemerkenswert und illustrieren, dass die derzeitige Praxis der Intensivernährung noch weit vom Empfehlungsstandard entfernt ist. Sie zeigen aber auch, wo Verbesserungen vorgenommen werden sollten und sollen daher kurz zusammengefasst werden: 

  • Bei der Frage, ob und welche Ernährung eingesetzt wurde, zeigte sich, dass immerhin fast 20% (!) der Patienten überhaupt keine Ernährung erhielten, 62% ausschließlich enteral, 12% ausschließlich parenteral und nur 7% kombiniert enteral und parenteral ernährt wurden.

Bezüglich der internationalen Empfehlung, eine Ernährungstherapie frühzeitig, also innerhalb von 24 Stunden, jedenfalls < 48 nach Aufnahme einzuleiten, wurde die enterale Ernährung durchschnittlich nach 46 Stunden begonnen. In 39% der Intensivstationen wird eine Ernährung jedoch erst nach 48 Stunden eingeleitet, nur in 13% der Intensivstationen innerhalb der empfohlenen 24 h.

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Tags: intensiv-news ernährung enteral parenteral 

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