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Enterale oder doch parenterale Ernährung

Bitte keine weiteren Metaanalysen zu diesem Thema!


Parenteral vs. enteral nutrition in the critically ill patient: a meta-analysis of trials using the intention to treat principle.

Simpson F, Doig GS.                                                                                                                                            Intensive Care Med 2005; 31:12-23

Department of Nutrition, Royal North Shore Hospital, Pacific Highway, 2065 St. Leonards, Sydney, NSW, Australia.

OBJECTIVE: Controversy surrounds the use of parenteral nutrition in critical illness. Previous overviews used composite scales to identify high-quality trials, which may mask important differences in true methodological quality. Using a component-based approach, this meta-analysis investigated the effect of trial quality on overall conclusions reached when standard enteral nutrition is compared to standard parenteral nutrition in critically ill patients.
METHODS: An extensive literature search was undertaken to identify all eligible trials. We retrieved 465 publications and 11 qualified for inclusion. Nine trials presented complete follow-up, allowing the conduct of an intention to treat analysis.
RESULTS: Aggregation revealed a mortality benefit in favour of parenteral nutrition with no heterogeneity. A priori specified subgroup analysis demonstrated the presence of a potentially important treatment-subgroup interaction between studies of parenteral vs. early enteral nutrition, compared to parenteral vs. late enteral. Six trials with complete follow-up reported infectious complications. Infectious complications were increased with parenteral use. The I(2) measure of heterogeneity was 37.7%.
CONCLUSIONS: Intention to treat trials demonstrated reduced mortality associated with parenteral nutrition use. A priori subgroup analysis attributed this reduction to trials, comparing parenteral to delayed enteral nutrition. Despite an association with increased infectious complications, a grade B+ evidence-based recommendation (level II trials, no heterogeneity) can be generated for parenteral nutrition use in patients, in whom enteral nutrition cannot be initiated within 24 h of ICU admission or injury.


Zwei rezente Metaanalysen zum Thema, ob eine enterale oder eine parenterale Ernährung für Intensivpatienten besser ist, sorgen neuerlich für heftige Diskussionen. Auf den ersten Blick scheinen die Autoren aufgrund der Ergebnisse des Abstrakts zu völlig konträren Schlussfolgerungen zu kommen. Während die Metaanalyse über 30 randomisierte, kontrollierte Studien von John Peter et al. unter einer enteralen Ernährung eine signifikant geringere Infektionsrate, geringere Bakteriämierate und kürzere Spitalsliegedauer bei nicht unterschiedlicher Mortalitätsrate ergab, zeigt hingegen die Metaanalyse über 11 Studien von Fiona Simpson und Gordon Doig, dass bei Patienten unter parenteraler Ernährung die Mortalitätsrate sogar signifikant niedriger war.

Wie so oft werden beide Metaanalysen in Editorials teils heftig kritisiert und vor allem die Auswahl der inkludierten Studien und die eingesetzte statistische Methode in Frage gestellt. Auffallend ist, dass in der Studie von Fiona Simpson 5 der 11 inkludierten Studien auch in der Analyse von John Peter berücksichtigt werden und trotzdem die Interpretation der Ergebnisse völlig anders ausgefallen ist. Auffallend ist auch die Heterogenität der Patientenpopulationen der einzelnen Studien und die unterschiedliche Zeitdauer von der Intensivstationsaufnahme bis zur Beginn einer Ernährungstherapie (zwischen 6 und 96 Stunden!!). Ich persönlich bezweifle, dass man wissenschaftlich halbwegs seriös die Ergebnisse verschiedener Studien, die völlig unterschiedliche Studiendesigns anwenden und nicht vergleichbare unterschiedliche Patientengruppen mit unterschiedlich definierten Hauptzielparametern untersuchen, vergleichen kann. Auch die Entscheidung der Autoren, welche Hauptzielparameter für die jeweilige Metaanalyse herangezogen werden, erscheint fragwürdig. So wurde in der Analyse von Simpson als wichtigster Hauptzielparameter die Mortalität nach "Intention to Treat Analyse" unabhängig vom Intervall zwischen Aufnahme auf der Intensivstation und Beginn der enteralen Ernährungstherapie gewählt. Diese Auswahl führte dazu, dass in die Analyse Studien miteinbezogen wurden, bei denen erst nach 8 (!!) Tagen eine enterale Ernährungstherapie begonnen wurde. Dass dieser inadäquaten enteralen Ernährungstherapie eine frühzeitige parenterale Ernährung überlegen ist, versteht sich von selbst. Die Analyse einer Subgruppe (5 Studien) zwischen frühzeitiger enteraler Ernährung (Beginn innerhalb von 24 Stunden) und einer parenteralen Ernährung ergab keinen Unterschied hinsichtlich der Mortalität und zeigt somit, dass die "frühzeitige" Ernährung (und das bedeutet innerhalb der ersten 24 Stunden nach ICU-Aufnahme) der wichtigste Ansatzpunkt ist.

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Tags: intensiv-news ernährung enteral parenteral 

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