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Anämie beim transplantierten Patienten


Nierentransplantierte Patienten sind häufig anämisch. Prävalenz und Ausmaß der Anämie sind abhängig vom Zeitpunkt nach Nierentransplantation. In den ersten sechs Monaten nach Nierentransplantation sind nach den zwei zitierten Studien bis zu 76% der Patienten anämisch (Yorgin PD, Am J Transplant 2:429-435, 2002; Mix TC, Am J Transplant 3:1426-1433, 2003). In der ersten Woche nach Nierentransplantation ist die Prävalenz der Anämie am höchsten (bis 94,5%) und nimmt dann innerhalb des Jahres kontinuierlich ab (auf etwa 50%). Patienten mit Anämie nach Nierentransplantation haben beispielsweise eine suboptimale Transplantatfunktion, erhöhte Mycophenolat-Mofetil-Spiegel, Infekte und eine erniedrigte Albuminkonzentration (möglicherweise als Ausdruck der Inflammation/Infektion) (Borrows R, Nephrol Dial Transplant 23:1728-1734, 2008). Nach anderen Studien schwankt die Anämie-Prävalenz ein Jahr nach Nierentransplantation zwischen 20 und 60%, je nach Definition der Anämie sowie in Abhängigkeit von der Immunsuppression und der Transplantatfunktion (Vanrenterghem Y, Am J Transplant 3:835-845, 2003; Turkowski-Duhem A, Transplantation 80:903-909, 2005; Shah N, Transplantation 81:1112-1118, 2006; Rigatto C, Semin Nephrol 26:307-312, 2006; Afzali B, Am J  Kidney Dis 48:519-536, 2006; Imoagene-Oyedeji AE, J Am Soc Nephrol 17:3240-3247, 2006; Kamar N, Transplantation 85:1120-1124, 2008).

Faktoren, die das Ausmaß der Anämie nach Nierentransplantation bestimmen, lassen sich wie folgt zusammenfassen (modifiziert nach Winkelmayer WC, Clin J Am Soc Nephrol 3[Suppl 2]:S49-S55, 2008):

  • Alter von Nierenspender und Nierenempfänger
  • Geschlecht
  • Transplantatdysfunktion
    - Akute Abstoßung
    - Chronisches Transplantatversagen
  • Blutverluste
  • Eisenmangel
  • Vitaminmangel
  • Hämolyse
  • Infektion/Inflammation
  • Maligne Erkrankungen
  • Persistierender Hyperparathyreoidismus
  • Inhibitoren des Renin-Angiotensin-Systems
  • Immunsuppression (Mycophenolat Mofetil, Azathioprin, Tacrolimus, Sirolimus, Everolimus)
  • Trimethoprin-Sulfamethoxazol (z.B. im Rahmen der Pneumocystis carinii-Prophylaxe)
  • Antivirale Therapie (z.B. Gancyclovir)
  • Metabolische Azidose

Interessant ist die Beobachtung, dass Patienten mit einem vermindertem Ansprechen auf eine Therapie mit rekombinantem humanem Erythropoietin (rhuEPO) vor Transplantation (definiert als Hämoglobinwert <11 g/dl trotz einer wöchentlichen rhuEPO-Dosis von >300 IE/kg) innerhalb von 5 Jahren nach Nierentransplantation eine höhere Rate an Transplantatversagen (50 versus 41,7%; P=0,0091) und eine höhere Rate an Dialysepflichtigkeit oder Retransplantation (41,7 versus 32%; P=0,0091) haben als rhuEPO-Responder vor Nierentransplantation (Campise M, Nephrol Dial Transplant 20[Suppl 8]:viii8-viii12, 2005).

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Tags: nephro-news transplant anämie mikrozytose eisen immunsuppression 

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