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Eine Spurensuche: Mysterien der Hepato-Gastroenterologie


1. Ein 69-jähriger Mann stellt sich mit Ikterus, Abgeschlagenheit und Bauchschmerzen vor. Dem Patienten ging es bis vor 7 Tagen gut, als Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen und leichte Bauchschmerzen auftraten. Paracetamol und ein „Antibiotikum von einem Bekannten“ erbrachten keine Besserung. Vor 3 ­Tagen bemerkte die Gattin erstmals eine Gelbfärbung der Augen.

Ikterus entsteht aufgrund einer Hyperbilirubinämie, welche in direkte und indirekte Hyperbilirubinämie eingeteilt werden kann. Erstere kann durch intra- oder extrahepatische Cholestase zustande kommen, während eine indirekte Hyperbilirubinämie häufig bei Hämolyse oder Hämatomresorption beobachtet wird. Häufige Ursachen für Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen stellen Gastroenteritis, Appendizitis, Divertikulitis oder Pankreatitis dar, wobei lediglich letztere direkt mit Ikterus aufgrund einer Choledocholithiasis in Verbindung zu bringen wäre. Bei Paracetamol besteht eine dosisabhängige Lebertoxizität (idR. ab >4 g/Tag), wobei bei Antibiotika eine idiosynkratische Drug Induced Liver Injury (DILI) auftreten kann. Die DILI ist eine Ausschlussdiagnose und tritt in der Regel einige Tage bis Wochen nach Medikamentenexposition auf (Andrade RJ; J Hepatol 2019; 70:1222).

2. Seit einem Tag fühlt sich der Patient auch febril. Verneint werden jegliche andere Form von Schmerzen, Schüttelfrost, Gewichtsverlust, Husten, Dysurie, Stuhlveränderungen, Bauchumfangszunahme, neurologische Symptome oder Hautausschläge. An Vorerkrankungen bestehen ein DM Typ 2, eine arterielle ­Hypertonie, eine chronische Niereninsuffizienz G3a, ein paroxy­smales Vorhofflimmern und eine benigne Prostatahyperplasie, weshalb Lantus, Novorapid, Amlodipin-Valsartan, Eliquis und Aglandin eingenommen werden. Verneint wird eine regelmäßige Supplementeinnahme. Kein rezenter Konsum von Tee, Pilzen oder pflanzlichen Präparaten. Der Vater ist unerwartet im 50. Lebensjahr an einer Lebererkrankung verstorben. Bis vor einigen Monaten chronischer Alkoholkonsum mit regelmäßigen Exzessen. Der Patient ist ein Ex-Raucher mit insgesamt 25 Packyears (25x1P). Drogen wurden nie konsumiert. Er ist in Pension und im letzten Jahr nicht ins Ausland gereist.

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Tags: gastro&hepa-news gastroenterologie hepatologie hepatitis e diagnose fallbericht 

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