Kann ein präoperatives Routinescreening für Frailty die Mortalität senken?

Der Bevölkerungswandel erfordert tiefgreifende Anpassungen des Gesundheitssystems. Die Auswirkungen sind in der Chirurgie bereits seit Jahren sichtbar: So waren im Jahr 2019 laut Statistischem Bundesamt mehr als 50% der 3,6 Millionen operierten Patienten 60 Jahre alt oder älter (www.destatis.de). Gleichzeitig gibt es Hinweise, dass das Alter allein kein Risikofaktor für Komplikationen nach chirurgischen Eingriffen ist, wie z. B. eine Metaanalyse von 44 Studien mit >12.000 Patienten zeigt (Watt J; BMC Med 2018; 16:2).

Vielmehr gewinnt in den letzten Jahren der Begriff „Frailty“ (auf deutsch „Gebrechlichkeit“) für die Risikoabschätzung von chirurgischen Patienten an Bedeutung. Frailty bezeichnet einen multidimensionalen Zustand mit verminderter individueller Reservekapazität und damit auch Vulnerabilität gegenüber Stressoren, zusätzlich zu Alter und organspezifischer Komorbidität (Sternberg SA; J Am Geriatr Soc 2011; 59:2129).

Dass Frailty mittlerweile eine große Rolle bei der Beurteilung der Prognose vor allem nach chirurgischen Eingriffen spielt, zeigt die Anzahl der Publikationen in PubMed mit den Schlagwörtern „Frailty and Surgery“, die in den letzten Jahren exponentiell angestiegen ist (Abbildung). Die Einschätzung dieses Risikofaktors ist jedoch schwierig, da nur wenige standardisierte Parameter zur Erfassung vorliegen. Im Klinikalltag fehlt zudem meist die Zeit zur Erhebung komplexer Messungen.

Die Autoren der nunmehr vorliegenden Publikation (Varley PR; JAMA Surg 2023; 158:475) haben in früheren Studien einen einfach zu generierenden Index (Risk Analysis Index, RAI) mit 14 Fragen entwickelt, die von den Patienten selbst beantwortet werden (Arya S; Ann Surg 2020; 272:996).