NEPHRO-News
Rasch progrediente Glomerulonephritiden führen zu einem schnellen
Verlust der Nierenfunktion und sind häufig mit dem Auftreten von
Autoantikörpern verbunden. Diese Antikörper können, müssen aber nicht,
gegen Bestandteile renaler Strukturen gebildet worden sein. Das
Antigenspektrum ist breit und umfasst zelluläres Material aus beliebigen
Zellen (z. B. dsDNA bei der Lupusnephritis), Oberflächenproteine von
Blutzellen (z. B. Proteinase 3 und Myeloperoxidase auf Granulozyten bei
der ANCA-Vaskulitis) oder renale Proteine (z. B. Kollagen Typ IV bei
der Basalmembranantikörper-Nephritis). Ursächlich für die
Autoantikörperproduktion sind komplexe immunologische Abläufe, darunter
die Antigenpräsentation sowie die Bildung und Aktivierung autoreaktiver
T- und B-Zellen. Eine renale Ablagerung dieser Autoantikörper oder eine
antikörpervermittelte Aktivierung von Leukozyten kann schließlich zur
Entstehung einer proliferativen und nekrotisierenden Glomerulonephritis
führen.
Die verminderte Produktion und Entfernung der
spezifischen Autoantikörper ist somit ein wesentliches Ziel der
therapeutischen Bemühungen. Bis dato werden Steroide, Cyclophosphamid
und gegebenenfalls Plasmapherese als Standardtherapie rasch
progredienter Glomerulonephritiden angewandt. Trotz dieser aggressiven
Therapien, die auch mit ernsthaften Nebenwirkungen verbunden sind, wird
nicht bei allen Patienten eine Krankheitsremission erreicht. Um die
Nebenwirkungen zu verringern und die Behandlungseffektivität zu
steigern, werden alternativ Medikamente eingesetzt, die spezifischer in
den auslösenden Pathomechanismus eingreifen. So führt zum Beispiel der
anti-CD20 Antikörper Rituximab zu einer Verringerung von CD-20
exprimierenden B-Zellen. Diese präsentieren (Auto)Antigene sowie
costimulatorische Signale für T-Zellen und unterhalten somit die
Autoantikörperproduktion. Neueste Studien zeigen jedoch, dass Rituximab
als „add-on“ Therapie bei Lupusnephritis keinen zusätzlichen Nutzen
ergibt (Rovin BH, Blood 107:4907–4916, 2012) und bei ANCA-Vaskulitis der
Standardtherapie nicht überlegen ist (Jones RB, N Engl J Med
363:211–220, 2010; Stone JH, N Engl J Med 363:221–232, 2010).
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