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Wieviel Dialyse benötigt der Peritonealdialyse-Patient?

Konsequenzen der neuen Guidelines


Die im Jahre 1997 publizierten NKF-DOQI-Guidelines für adäquate Peritonealdialyse (Am J Kidney Dis 30 [Suppl 2]:S67-S136, 1997) empfahlen, bei Patienten an der kontinuierlichen ambulanten Peritonealdialyse (CAPD) zur Optimierung der Dialysequalität zumindest ein wöchentliches Kt/V von 2,0 und eine Kreatinin-Clearance von 60 L/Woche/1,73 m2 Körperoberfläche zu erreichen. Im Jahre 2000 wurde aufgrund von Studien, die ein besseres Überleben von Peritonealdialyse (PD)-Patienten mit niedrig/niedrig durchschnittlichen peritonealen Transportraten beschrieben, der Zielbereich für die Kreatinin-Clearance für diese Patientengruppe (nicht aber für Patienten mit hohen und hoch-durchschnittlichen Transportraten) in verschiedenen Empfehlungen auf ≥ 50 L/Woche/1,73 m2 herabgesetzt. Die Empfehlungen für den Kt/V-Zielbereich blieben gleich (Tabelle 1). Für Patienten an der automatisierten Peritonealdialyse (APD) wurden wegen der intermittierenden Natur dieser Verfahren (intensivere Cyclertherapie nachts, lange Verweilzeit oder leere Peritonealhöhle tagsüber) etwas höhere Zielwerte (wöchentliches Kt/V 2,1-2,2; Kreatinin-Clearance 63-66 L/Woche/1,73 m2) empfohlen.

Die NKF-DOQI-Guidelines basieren auf verschiedenen Studien, die den Zusammenhang zwischen kleinmolekularer Clearance und Patientenüberleben untersucht haben. Maiorca et al. (Maiorca R, Nephrol Dial Transplant 10:2295-2305, 1995) fanden zum Beispiel ein besseres Patientenüberleben bei PD-Patienten mit einem wöchentlichen Gesamt-Kt/V von ≥1,96 im Vergleich zu jenen, die nur eine niedrigere kleinmolekulare Clearance erreicht haben. In der CANUSA-Studie, einer prospektiven Kohortenstudie, die 680 PD-Patienten (98% davon an der CAPD) einschloss, fand sich ein ähnlicher Zusammenhang (Churchill DN, J Am Soc Nephrol 7:198-207, 1996). Ein Rückgang der Gesamt-Kreatinin-Clearance um 5 L/Woche war mit einer Erhöhung der Zwei-Jahresmortalität um 7% assoziiert. Viele Jahre haben die NKF-DOQI-Guidelines unser ärztliches Handeln an der PD entscheidend mitbestimmt. Allerdings ist die Evidenz, auf der diese Empfehlungen basieren, durchaus mangelhaft. Erstens handelt es sich um retrospektive Analysen oder allenfalls, wie im Falle der CANUSA-Studie, prospektive Kohortenstudien. Zweitens wurde in allen Studien das Gesamt-Kt/V, also die Kombination aus peritonealer und renaler Clearance, untersucht und angenommen, dass diese beiden äquivalent sind. Drittens wurden in diese Studien kaum APD-Patienten eingeschlossen bzw diese nicht getrennt analysiert. Die Guidelines für APD-Patienten müssen daher als rein meinungsorientiert angesehen werden.

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Tags: nephro-news dialyse pd peritonealdialyse 

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