NEPHRO-News
Spätestens seit den Registeranalysen des USRDS aus dem Jahr 1998 ist die
dramatisch überhöhte kardiovaskuläre Mortalität des Dialysepatienten
als eines der zentralen Probleme für das Langzeitüberleben bei
chronischem Nierenversagen offensichtlich geworden (Foley RN, Am J
Kidney Dis 1998; 32: S112-S119). Wesentlich weniger klar ist hingegen
die Pathogenese dieser Komplikationen. In den letzten Jahren wird
zunehmend Wert auf eine exakte Differenzierung der kardiovaskulären
Veränderungen in Atherosklerose und Arteriosklerose gelegt.
Pathogenetisch bestehen erhebliche Unterschiede zwischen der
plaquebildenden Atherosklerose mit dem Risiko der Lumenverlegung und
ischämischen Komplikation und der Arteriosklerose, die eine Veränderung
der dynamischen Eigenschaften der Gefäßwand darstellt, in deren Folge es
zu einer mechanischen Überlastung vor allem des Herzens und einem
Verlust der Autoregulationsfähigkeit z. B. der zerebralen Perfusion
kommt.
Welchen Anteil diese beiden pathogenetischen Konzepte an der überhöhten
Mortalität des chronisch Nierenkranken haben, ist nur schwer
abzuschätzen. Registeranalysen und auch die meisten klinischen Studien
mit kardiovaskulären Endpunkten unterscheiden hierzu nicht trennscharf
und sind somit ungeeignet. Als gesichert kann gelten, dass sowohl
Atherosklerose als auch Arteriosklerose bei Niereninsuffizienz
wesentlich häufiger sind als bei gleichaltrigen Gesunden. In einer
Analyse an 63 Dauerdialysepatienten fanden wir eine plaquebildende
Atherosklerose der A. carotis in 46% der Fälle, während ein Pulsdruck
>70 mmHg als Zeichen der Gefäßsteifigkeit in 30% der Fälle zu finden
war. Interessanterweise lagen nur bei 13% der Patienten beide
Veränderungen zusammen vor (Abbildung 1).
Während arterielle Hypertonie, Schwankungen des intravasalen Volumens
sowie die Gefäßkalzifizierung als Hauptursachen der Arteriosklerose
angesehen werden, rücken bei der Suche nach pathogenetischen Faktoren
der Atherosklerose die Monozyten und Makrophagen zunehmend ins Zentrum
des Interesses. Diese Zellen bilden pathomorphologisch eine wichtige
Komponente der cholesterinreichen Plaque in der Gefäßwand. Durch
Aufnahme von Lipiden wandeln sie sich in Schaumzellen um. Sie
exprimieren Zytokine und chemotaktische Faktoren wie Interleukin-8
(IL-8) und MCP-1, die eine weitere Plaqueinfiltration von Monozyten
begünstigen. Darüber hinaus produzieren sie Enzyme, die eine
Gewebsinvasion durch Auflösung von Endothelverbänden erlauben, z. B.
Matrix-Metalloproteinasen. All diese, für Monozyten physiologischen
Vorgänge, die einer Abwehr von Pathogenen im Gewebe dienen, führen im
Falle der atherosklerotischen Plaque zum Läsionswachstum und zur
Destabilisierung.
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Tags: nephro-news dialyse inflammation atherosklerose monozyten
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