Vasopressin bei Reanimation

Im Fußballstadion von Benfica Lissabon bekam der ungarische National-Stürmer Miklos Feher eine gelbe Karte und brach kurz danach mit einem Kreislaufstillstand zusammen (Abbildung 1); die sofortige kardiopulmonale Reanimation (CPR) auf dem Fußballplatz blieb erfolglos. Vielleicht hätte der Fußballer mit einer neuen Strategie aus Innsbruck gerettet werden können. In einem fünfjährigem Projekt haben wir bei Patienten mit Kreislaufstillstand die Wirkung des alternativen Medikaments Vasopressin im Vergleich mit dem bisherigen Standard-Medikament Adrenalin untersucht.

Dabei bewirkte Vasopressin insbesondere bei Patienten mit Asystolie sowie in Kombination mit Adrenalin eine signifikant höhere Überlebenswahrscheinlichkeit (Wenzel V et al., New England Journal of Medicine 2004; Abbildung 2). In einem begleitenden Editorial wurde der sofortige weltweite Vasopressin-Einsatz bei der CPR gefordert. Vor übertriebenen Hoffnungen können wir aber nur warnen: Wir haben das Rad sicher nicht neu erfunden, aber Vasopressin ist eine Option, wenn herkömmliche CPR-Strategien nicht wirken.

Die Anfänge dieses Projekts waren unscheinbar. Unser Mentor Karl Lindner hatte herausgefunden, dass endogenes Vasopressin bei einem Kreislaufstillstand in einer Art Selbstrettungs-Mechanismus Blut aus den Beinen, Armen und dem Bauch in das Herz und Gehirn umverteilt. Unsere Überlegung war, dass exogen verabreichtes Vasopressin die Überlebenswahrscheinlichkeit bei einem Kreislaufstillstand steigern könnte. Erste Kommentare waren ablehnend "Lasst die Finger vom Vasopressin, damit haben schon andere schwere Nebenwirkungen erzeugt. Das ist der Karriere nicht förderlich. Lasst die Toten doch tot sein". Wir konnten allerdings zeigen, dass Vasopressin unserer Hypothese entsprechend bei Schweinen mit Kreislaufstillstand hervorragend wirkte. Der abgelaufene Patentschutz von Vasopressin erwies sich dann als das größte Hindernis, weil keine Pharma-Firma diese Untersuchungen unterstützen wollte. Oft waren wir einfach froh, wenn wir irgendwo in der Welt Vasopressin auftreiben konnten.