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Das "Schwere Akute Respiratorische Syndrom" (SARS)

Intensivmedizinische Aspekte


Beim "Schweren Akuten Respiratorischen Syndrom" (SARS) handelt es sich um eine erstmals im November 2002 in der südchinesischen Provinz Guangdong (Kanton) aufgetretene schwere Lungenerkrankung des Menschen. Innerhalb weniger Monate hat eine Verbreitung der Erkrankung in insgesamt 32 Ländern auf sechs Kontinenten stattgefunden, vor allem unterstützt durch den internationalen und interkontinentalen Luftverkehr. Durch konsequente Quarantäne-Maßnahmen in den betroffenen Ländern konnte die SARS-Pandemie erfolgreich eingedämmt werden, so dass letzte epidemisch relevante Neuinfektionen im Juni 2003 in der VR China und in Taiwan beobachtet wurden. Erneute SARS-Fälle in Singapur und in Taiwan im September bzw. Dezember 2003 sind offensichtlich als Laborinfektion einzustufen. Zwei weitere SARS-Fälle in der südchinesischen Provinz Guangdong Ende Dezember 2003 wurden mittlerweile bestätigt, ohne dass es Anzeichen für eine neuerliche SARS-Epidemie gibt. Die volkswirtschaftlichen Auswirkungen in den von SARS besonders betroffenen Ländern in der ersten Jahreshälfte 2003 waren erheblich.

Als Auslöser der Erkrankung wurde ein neuartiges Coronavirus identifiziert, das eine hohe Pathogenität für menschliches Lungengewebe aufweist. Typischerweise ist eine Infektion mit dem SARS-assoziierten Coronavirus (SARS-CoV) überwiegend in den tiefen Atemwegen unterhalb der Stimmritze lokalisiert. Die Gruppe der Coronaviren ist bereits seit vielen Jahren als Auslöser von vergleichsweise harmlosen Erkältungskrankheiten beim Menschen bekannt und macht hier etwa 15-30% der Erregerätiologien aus (in erster Linie die Serotypen OC43 und 229E). In der Veterinärmedizin hingegen sind Coronaviren schon lange u. a. als Erreger schwer verlaufender Pneumonien bei Tieren mit entsprechend hoher Sterblichkeit bekannt und gefürchtet.

Ein Wirtswechsel aus einem noch unbekannten tierischen Reservoir zum Menschen, möglicherweise auch verbunden mit einer Zunahme der Pathogenität, gilt im Fall des SARS-CoV als erwiesen. Dabei sollten Tierhaltung und Tierhandel im südostasiatischen Raum bedacht werden, wo in ländlichen Gebieten Mensch und Tier (vor allem Rinder, Schweine, Hühner, Gänse und Enten) auf engstem Raum zusammenleben. Durch den landesüblichen Kauf lebender Tiere durch den Verbraucher, kommt es auf Märkten oder in Markthallen zu einer Ansammlung verschiedenster Tier- und Geflügelarten unterschiedlicher Herkunft und damit zu einem engen Kontakt mit Kunden und Verkäufern. Die Bedeutung dieser Situation für die Entstehung von Influenza-Epidemien und die Übertragung von primär tierpathogenen Viren auf den Menschen ist hinlänglich bekannt.

Bis Ende Dezember 2003 wurden weltweit über 7800 SARS-Erkrankungen erfasst, ca. 800 der Erkrankten verstarben (Letalität ca. 10%). Bei der Letalitätsberechnung fallen erhebliche regionale Schwankungen auf, die im Falle der kanadischen Patienten eine Letalitätsrate von 17% erreichen und in erster Linie durch Unterschiede im Krankheitsmanagement erklärt werden. Andere Ursachen sind möglicherweise auch in der Begleitmorbidität und dem Alter der Patienten, aber auch in der Dokumentation bzw. einer längeren Beobachtungsdauer der Patienten zu suchen. Auch wenn es rückblickend sehr schnell gelang, die erste SARS-Epidemie innerhalb von wenigen Monaten zum Stillstand zu bringen, so ist doch zukünftig jederzeit wieder mit einem neuerlichen Ausbruch zu rechnen, solange man die Ursache nicht zweifelsfrei erklären und damit bekämpfen kann.

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Tags: intensiv-news pneumologie sars 

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