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Akutes Lungenversagen

Neues zu Epidemiologie und Prognose?


In einer jüngst publizierten Übersichtsarbeit beschäftigten sich Vincent JL et al. (Crit Care Med 2003) mit Änderungen in der Epidemiologie und Prognose von Intensivpatienten mit akutem Lungenversagen (ALI/ARDS). Die Autoren evaluierten zwischen 1995 und 2002 publizierte Studien (allerdings ohne genaue Angaben hinsichtlich Such- und Einschlusskriterien). Die Angaben zur Prävalenz des akuten Lungenversagens schwankten auf Grund der unterschiedlichen ARDS-Definitionen in den eingeschlossenen Studien stark. Im Jahr 1994 wurde die im Rahmen einer Amerikanisch-Europäischen Konsensuskonferenz erarbeitete, derzeit gültige ARDS-Definition publiziert (Intensive Care Med 1994).

Unter Anwendung dieser Definition (akuter Beginn, bilaterale Infiltrate, PaO2/FiO2 < 200 mmHg und Ausschluss eines Linksherzversagens) berichten Vincent et al. eine Prävalenz des ARDS im Bereich von etwa 7% aller auf Intensivstationen aufgenommener Patienten. Evaluiert man nur die mechanisch beatmeten Intensivpatienten, so steigt dieser Prozentsatz auf 15-20%.

Goss et al. (Crit Care Med 2003) evaluierten die Inzidenz des akuten Lungenversagens ("Acute Lung Injury" - ALI) in einer prospektiven Kohortenstudie (1996-99) an 20 US-Krankenhäusern (7455 Patienten) und extrapolierten die erhobenen Zahlen auf die Gesamtbevölkerung der USA. Die durchschnittliche Anzahl von ALI-Fällen pro Intensivbett der ARDS-Netzwerk-Krankenhäuser betrug 2,2/Jahr. Diese Zahl wurde in Relation zu den statistischen Daten der "American Hospital Association" gesetzt (22.450 Erwachsenen-Intensivbetten für 200,344.000 Einwohner) und eine ALI-Inzidenz zwischen 11,2 und 32 Fällen/100.000 Einwohnern und Jahr errechnet.

Aus beiden Untersuchungen geht klar hervor, dass die relativ rigiden ARDS-Definitionen vor Einführung der AECC-Kriterien zu einer deutlichen Unterschätzung der ALI/ARDS Inzidenz geführt haben (Tab. 1). Auch Daten bezüglich der Mortalität der ARDS Patienten wurden von Vincent et al. präsentiert und sind in Tabelle 2 dargestellt.

Die durchschnittliche Mortalität der ARDS Patienten betrug in den 24 eingeschlossenen Untersuchungen 49%! Diese Mortalität entspricht exakt jener, die wir 1996 (Intensive Care Med 1996) für den Zeitraum 1967-1994 ermittelt hatten. Die häufig geäußerte Meinung, dass die Mortalität von Patienten mit akutem Lungenversagen in den letzten Jahren durch die Einführung neuer Behandlungsmethoden drastisch gesunken ist, kann also nicht unkommentiert akzeptiert werden.

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Tags: intensiv-news pneumologie lungenversagen ards epidemiologie 

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