NEPHRO-News
Viele Jahre wurden Alloantikörper gegen Spenderantigene vor allem mit
hyperakuten Abstoßungsreaktionen in Zusammenhang gebracht. Das
akademische wie klinische Interesse daran nahm daher mit der Einführung
des Cross-match-Testes und der Verwendung blutgruppenkompatibler Organe
rapide ab. Zwar wurde immer wieder postuliert, dass schwer
beherrschbare und prognostisch ungünstige Abstoßungsreaktionen (z. B.
Banff Grad III) eine humorale Komponente aufweisen könnten, allerdings
standen fehlende diagnostische Möglichkeiten einer systematischen
Aufarbeitung im Wege. 1991 beschrieben Feucht und Mitarbeiter erstmals
die Ablagerung von C4d und C3d in Biopsien von Patienten mit akuten oder
chronischen Abstoßungsreaktionen und interpretierten dies als Zeichen
einer humoralen Aktivierung (Feucht HE, Clin Exp Immunol 86:464-470,
1991). Drei Jahre später konnten sie zeigen, dass bei Transplantaten mit
früher Dysfunktion eine diffuse, aber auch fokale Ablagerung von C4d in
den interstitiellen Kapillaren mit einer schlechten Prognose einherging
(Feucht HE, Kidney Int 43:1333-1338, 1993). Seither werden
Antikörper-vermittelte Veränderungen in Transplantaten so häufig
beobachtet, dass ihnen in den Banff-Kriterien eine eigene Kategorie
gewidmet wird (Solez K, Am J Transplant 8:753-760, 2008; siehe auch
Tabelle 1).
Pathogenese und Diagnostik
Bei
der Aktivierung des klassischen Komplementweges wird C4 in C4a und C4b
umgewandelt. C4d ist wiederum ein Spaltprodukt von C4b, welches wie
dieses eine Sulfhydrylgruppe enthält, die sich über eine
Thioesterbindung kovalent an Proteine der Endothelzellen und der
Basalmambranen anlagert und so dafür sorgt, dass C4d längere Zeit (ca.
2–3 Wochen nach der Bildung) nachweisbar bleibt (Mauiyyedi S, J Am Soc
Nephrol 13:779-787, 2002). C4d per se hat keine direkte pathogenetische
Bedeutung, es ist der indirekte Nachweis der Ablagerung
komplement-fixierender Antikörper. In der normalen Niere findet sich C4d
im Mesangium und im Gefäßpol, bei Immunkomplexerkrankungen, nicht aber
zum Beispiel bei thrombotischen Mikroangiopathien (Artz MA,
Transplantation 76:821-826, 2003), akuten Tubulusnekrosen (Rotman S,
Transplant Rev 19:65-77, 2005) oder im Rahmen eines
Ischämie-Reperfusionsschadens (Haas M, Transplantation 74:711-717, 2002)
auch intraglomerulär.
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