NEPHRO-News
Die Zellen des Nierenmarkes sind extremen Umgebungsbedingungen
ausgesetzt: In Antidiurese werden durch das Gegenstromsystem des
Nierenmarkes hohe interstitielle NaCl- und Harnstoffkonzentrationen als
Voraussetzung für die Bildung eines konzentrierten Urins erzeugt (Sone
M, Am J Physiol 1993; 264:F722-F729). Infolgedessen finden sich in
Nierenpapillen interstitielle Osmolaritäten, die beim Menschen mehr als
das Vierfache der Plasmaosmolarität betragen und bei vielen Säugetieren
noch weit höher sein können.
Da Harnstoff Zellmembranen in aller Regel rasch durchdringt, stellen
hohe interstitielle Harnstoffkonzentrationen keine wesentliche
osmoregulatorische Herausforderung für die Nierenmarkszellen dar. Dies
gilt nicht für NaCl, da die intrazelluläre Konzentration dieser Ionen
durch die Tätigkeit der Na+/K+-ATPase auf einem weit niedrigeren Niveau
als die extrazelluläre gehalten wird. Ein weiterer Grund dafür, dass
monovalente anorganische Elektrolyte, also vor allem Na+, Cl- und K+,
nicht geeignet sind, osmotisches Gleichgewicht mit dem hypertonen
Interstitium herzustellen, besteht darin, dass hohe intrazelluläre
Konzentrationen dieser Elektrolyte die Zellfunktion erheblich
beeinträchtigen (Somero GN, Handbook of Physiology. Section 14: Cell
Physiology 1997;441-484). Die Zellen des Nierenmarkes verwenden zur
Osmoadaptation stattdessen hauptsächlich kleinmolekulare, organische
Substanzen („organische Osmolyte“) (Neuhofer W, Annu Rev Physiol 2005;
67:531-555, Burg MB, Physiol Rev 2007; 87:1441-1474). Die quantitativ
wichtigsten dieser organischen Osmolyte sind die beiden
Trimethylaminverbindungen Glycerophosphorylcholin (GPC) und Betain
sowie die beiden Polyalkohole Sorbitol und myo-Inositol. Diese
organischen Osmolyte sind „metabolisch neutral“, d. h., sie haben selbst
in hohen Konzentrationen keine gravierenden Auswirkungen auf die
Zellfunktion (Somero GN, Handbook of Physiology. Section 14: Cell
Physiology 1997; 441-484).
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