Themen der aktuellen Ausgaben

 

Antimikrobielle Therapie der Sepsis


Grundvoraussetzung der Sepsistherapie ist die erfolgreiche Sanierung des zugrunde liegenden Infektionsherdes. Neben der chirurgischen Herdsanierung ist die Wahl einer adäquaten antimikrobiellen Therapie für den Verlauf der Erkrankung entscheidend. Leider gibt es nur wenige kontrollierte Studien, die antiinfektive Substanzen, unterschiedliche Therapieregime (eskalierend vs. deeskalierend, Mono- vs. Kombinationstherapie) und -intervalle bei septischen Patienten miteinander vergleichen. Pharmakokinetische und – dynamische Aspekte wurden bisher praktisch nie untersucht. Entsprechend unscharf sind daher die Therapieempfehlungen zur antimikrobiellen Therapie in den verschiedenen Richtlinien: Entweder beschränken diese sich auf Allgemeinplätze oder sie sind so breit angelegt, dass aus der Vielzahl der genannten antimikrobiellen Substanzen keine konkrete Handlungsanweisung für die tägliche Praxis abgeleitet werden kann.

"Hit early" - die "golden hour"

Der wesentliche Risikofaktor für eine erhöhte Sterblichkeit an Sepsis stellt die initiale inadäquate Antibiotikatherapie dar. So konnte in einer Studie mit bakteriämischer Pseudomonas-Sepsis gezeigt werden, dass knapp 25% der Patienten initial mit einem nicht - Pseudomonas wirksamen Antibiotikum behandelt wurden. Die Sterblichkeit dieser Patienten war doppelt so hoch, wie bei den adäquat behandelten Patienten (Micek ST; Antimicrob Agents Chemother; 2005 49:1306).

Adäquate Therapie meint jedoch nicht nur die Wahl des richtigen Antibiotikums, sondern bezieht sich auch auf die schnellstmögliche Einleitung der Therapie. Eine kürzlich publizierte retrospektive Observationsstudie von Kumar und Mitarbeitern hat den Einfluss einer verspäteten Initiierung einer antimikrobiellen Therapie bei 2154 Patienten mit septischem Schock untersucht (Kumar A; Crit Care Med 2006; 34: 1589). Die Sterblichkeit nahm mit jeder Stunde einer verspäteten Antibiotikagabe um ca. 7% zu (Abbildung 1). Sogar innerhalb der ersten "golden hour" war ein Unterschied nachweisbar: Patienten, welche innerhalb der ersten 30 Minuten behandelt wurden, überlebten in 82,7%, solche, die in den zweiten 30 Minuten der "golden hour" behandelt wurden, dagegen nur in 77,2%.

Melden Sie sich an um weiter zu lesen ...

Tags: intensiv-news sepsis antimikrobielle therapie 

© Medicom VerlagsgmbH

 
Medicom

Wir wollen Fachärzte und Pfleger topaktuell und wissenschaftlich fundiert über Studien, fachspezifische Entwicklungen und deren praktische Umsetzung informieren, um sie in ihrer Arbeit und Fortbildung zu unterstützen.

Wählen Sie dazu bitte Ihr Land aus.

  • ÖsterreichÖsterreich
  • ÖsterreichDeutschland
  • ÖsterreichSchweiz
  • ÖsterreichAndere