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Erleichtert eine negative Flüssigkeitsbilanz das Weaning von der Beatmung?


Fluid balance and weaning outcomes.

Upadya A, Tilluckdharry L, Muralidharan V, et al.                                                                                        Intensive Care Med 2005; 31:1643-7

Pulmonary and Critical Care, Bridgeport Hospital and Yale University School of Medicine, 267 Grant Street, Bridgeport, CT 06610, USA.

OBJECTIVE: To examine the relationship of fluid balance and weaning outcomes.
METHODS: We prospectively collected demographic, physiological, daily fluid balance (measured inputs minus outputs) and weaning data from 87 mechanically ventilated patients.
PATIENTS: We examined 87 patients, a median age of 66 years, APACHE II of 22, and performed 205 breathing trials (BT); 38 patients (44%) were successfully extubated after their first BT with minimal or no pressure support.
RESULTS: Positive fluid balance (inputs>outputs) in the 24, 48 and 72 h and cumulatively (from hospital admission) prior to weaning were significantly greater in weaning failures than successes. Both univariate and multivariate analyses, adjusted for duration of mechanical ventilation and presence of chronic obstructive pulmonary disease, showed negative cumulative fluid balance 24 h prior to BTs (OR=2.9) and cumulative fluid balance (OR=3.4) to be independently associated with first-day weaning success. Similar relationships were demonstrated when all weaning attempts were analyzed. Negative fluid balance was as predictive of weaning outcomes as f/V(t) (likelihood of success was 1.7 for patients with negative fluid balance 24 h prior to weaning and 1.2 for those with f/Vt<100 min-1 l-1). Although administration of diuretics was associated with more negative fluid balance, it was not independently associated with weaning outcomes.
CONCLUSIONS: These data suggest that fluid balance, a potentially modifiable factor, is associated with weaning outcomes. A randomized study is required to determine whether diuresis to treat positive fluid balance expedites liberation from mechanical ventilation.


Obwohl die künstliche Beatmung seit Jahren zum Standard der intensivmedizinischen Therapie zählt und in diesem Zeitraum viele Verbesserungen erfahren hat, darf das davon ausgehende Gefahrenpotential für den Patienten nicht unterschätzt werden. Viele Studien konnten zeigen, dass gerade die Dauer der Beatmung ein nicht unwesentliches Potential für Komplikationen hat. Dementsprechend groß ist das Interesse an Parametern, die einerseits den Weaningerfolg verbessern und andererseits auch ein frühzeitiges Erkennen eines Weaningversagens ermöglichen.

So ist auch die Flüssigkeitsbilanz als Parameter, mit dem der Weaningerfolg sowohl vorhergesagt als auch beeinflusst werden kann, wieder ins Spiel gebracht worden. Folgende pathophysiologische Überlegungen müssen hierbei berücksichtigt werden: Eine Reduktion der Beatmungsinvasivität während der Weaningphase führt zu einer Abnahme des mittleren Atemwegsdrucks mit konsekutiver Senkung des positiven intrathorakalen Drucks. Außerdem bewirkt die zunehmende Spontanatmung über die aktive Zwerchfellkontraktion eine zusätzliche inspiratorische, intrathorakale Druckabsenkung. Vor allem der kardial insuffiziente Patient ist in dieser Phase aus mehreren Gründen besonders gefährdet, da die Reduzierung des intrathorakalen Drucks während der Weaning-Phase einen erhöhten venösen Rückstrom mit Erhöhung der Vorlast zur Folge hat. Die Volumenbelastung des Herzens kann durch eine zusätzliche "Rückshift-Phase" - z.B. im Rahmen eines septischen Krankheitsbildes aggraviert werden und bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz zur kardialen Dekompensation mit konsekutivem Lungenödem führen (Lemaire et al., Anesthesiology 1988; 69:171).

Die vermehrte Flüssigkeitseinlagerung in das Lungengewebe verschlechtert die Compliance beziehungsweise die Elastance der Lunge (fi restriktive Ventilationsstörung). In einer Phase, in der die Atemmuskulatur des Patienten zunehmend mehr Ventilationsarbeit übernehmen muss, bewirkt die Verschlechterung der Atemmechanik einen zusätzlichen "Workload" für die Atemmuskulatur. Außerdem baut sich eine Art "Circulus vitiosus" auf: Eine schlechtere Compliance erfordert mehr intrathorakale Drucknegativierung durch das Zwerchfell während der Inspiration, um das Atemzugvolumen konstant zu halten. Dies begünstigt wiederum den venösen Rückstrom.

Diese Situation birgt also das Risiko einer Aggravierung der interstitiellen und alveolären Flüssigkeitseinlagerung. Ein ödematös geschwollenes Lungeninterstitium bedeutet eine Verlängerung der Diffusionsstrecke zwischen Alveole und Lungenkapillare mit all ihren negativen Auswirkungen auf die Oxygenierung des Patienten. Außerdem birgt die Zunahme des hydrostatischen Drucks der Lunge bei gleichzeitiger Reduktion des mittleren Atemwegsdrucks die Gefahr des Alveolarkollapses. Eine deutliche Zunahme des venösen Rückstroms beziehungsweise des intrathorakalen Blutvolumens kann daher den Weaningerfolg negativ beeinflussen.

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Tags: intensiv-news pneumologie beatmung weaning flüssigkeitsbilanz 

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