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Neue Leitlinien des ERC zur kardiopulmonalen Reanimation beim Erwachsenen


Hintergrund der Weiterentwicklung der Reanimationsleitlinien

Entscheidend für das Ergebnis der kardiopulmonalen Reanimation sind in erster Linie die Basisreanimation, die Defibrillation (bei Kammerflimmern) sowie der Zeitpunkt dieser Maßnahmen nach Kollaps. Die erweiterten Maßnahmen sowie die aufwendige Nachbehandlung primär überlebender Patienten auf der Intensivstation können die am Beginn erfolgten Fehler und Zeitversäumnisse nicht mehr aufholen. Diese Tatsache lässt sich bereits am bekannten Bild der Überlebenskette (Abbildung 1) ableiten: Die drei ersten Ringe dieser Kette, bestehend aus frühem Erkennen, früher Alarmierung, früher Basisreanimation und früher Defibrillation beziehen sich auf die genannten Erstmaßnahmen.

Betrachtet man aus dieser Sicht die enttäuschend geringe Laienreanimationsquote, die z.B. in Deutschland bei höchstens 10-15% liegt, so ergibt sich für neu zu gestaltende Leitlinien die klare Forderung, dass sie vor allem dem Ziel dienen müssen, die Ersthelferquote zu erhöhen. Demzufolge müssen sie möglichst einfach sein, um leicht erlernt und im Notfall gut memoriert zu werden. Darüber hinaus sollten sie die neuesten Erkenntnisse aus der Forschung (die in Wirklichkeit manchmal schon recht alt sind) in die Praxis umsetzen. Es war gleichzeitig Ziel der Leitlinien, dass zumindest für den Laien oder wenig Geübten die Leitlinien für alle in Frage kommenden Fälle einschließlich Kindern bis zum 1. Lebensjahr anwendbar sind. Das "International Liasion Committee on Resuscitation (ILCOR)", ein weltweiter Zusammenschluss aller an der kardiopulmonalen Reanimation arbeitenden Fachgesellschaften hat sich dieser Aufgabe gestellt und einen evidenzbasierten "Consensus of Science" (International Liaison Committee on resuscitation: 2005 International Consensus on Cardiopulmonary Resuscitation and Emergency Cardiovascular Care Science with Treatment Recommendations. Resuscitation 2005; 67:157) erstellt. Mit geringen Unterschieden haben die regionalen Fachorganisationen wie die AHA und der European Resuscitation Council (ERC) daraus Leitlinien entwickelt, die sich in weniger wichtigen Aspekten gering unterscheiden (European Resuscitation Council Guidelines for Resuscitation 2005. Resuscitation 2005; 67:Suppl. I, S1).

Zu den wichtigen Problemen, die bei der Erstellung der Guidelines diskutiert wurden, gehört zunächst die Frage nach dem Verhältnis zwischen Thoraxkompression und Beatmung: Es war festgestellt worden, dass selbst das in den 2000er-Empfehlungen zu Gunsten der Herzdruckmassage auf 15:2 erhöhte Kompressions-/Ventilations-Verhältnis unter realen Bedingungen immer noch zu extrem niedrigen Kompressionsraten von nur 40-50 Kompressionen geführt hatte, bedingt durch Pausen für Kreislaufkontrollen und Beatmung (Assar, D. et al, Resuscitation. 2000; 45:7). Aus tierexperimentellen Untersuchungen ist schon länger bekannt, dass vor allem Pausen in der Durchblutung (Ischämie) im Vergleich zum Sauerstoffmangel (Hypoxie) ausgeprägte negative Auswirkungen auf Zell- und Organfunktion ausüben und damit die Überlebenswahrscheinlichkeit ungünstig beeinflussen. Dem entspricht, dass bei Patienten in einer Studie mit "Telefonreanimation", bei denen der Anrufer von der Rettungsleitstelle dazu angeleitet wurde, bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes ausschließlich Herzdruckmassage durchzuführen, eine tendenziell höhere Überlebenswahrscheinlichkeit hatten, als wenn Herzdruckmassage und Beatmung im Verhältnis von 15:2 nach Anleitung durchgeführt worden war (Hallstrom, A. et al, N Engl J Med. 2000; 342:1546).

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Tags: intensiv-news pneumologie kardiologie notfallmedizin reanimation leitlinien erc 

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