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Müssen wir den intraabdominellen Druck bei allen Intensivpatienten messen?


Prevalence of intra-abdominal hypertension in critically ill patients: a multicentre epidemiological study.

Malbrain ML, Chiumello D, Pelosi P, et al.                                                                                                       Intensive Care Med 2004; 30:822-9

Department of Intensive Care, Erasme Hospital, Free University of Brussels, Belgium.

OBJECTIVE: Although intra-abdominal hypertension (IAH) can cause dysfunction of several organs and raise mortality, little information is available on the incidence and risk factors for IAH in critically ill patients. This study assessed the prevalence of IAH and its risk factors in a mixed population of intensive care patients.
DESIGN: A multicentre, prospective 1-day point-prevalence epidemiological study conducted in 13 ICUs of six countries.
INTERVENTIONS: None.
PATIENTS: Ninety-seven patients admitted for more than 24 h to one of the ICUs during the 1-day study period.
METHODS: Intra-abdominal pressure (IAP) was measured four times (every 6 h) by the bladder pressure method. Data included the demographics, medical or surgical type of admission, SOFA score, etiological factors such as abdominal surgery, haemoperitoneum, abdominal infection, massive fluid resuscitation, and ileus and predisposing conditions such as hypothermia, acidosis, polytransfusion, coagulopathy, sepsis, liver dysfunction, pneumonia and bacteraemia.
RESULTS: We enrolled 97 patients, mean age 64+/-15 years, 57 (59%) medical and 40 (41%) surgical admission, SOFA score of 6.5+/-4.0. Mean IAP was 9.8+/-4.7 mmHg. The prevalence of IAH (defined as IAP 12 mmHg or more) was 50.5 and 8.2% had abdominal compartment syndrome (defined as IAP 20 mmHg or more). The only risk factor significantly associated with IAH was the body mass index, while massive fluid resuscitation, renal and coagulation impairment were at limit of significance.
CONCLUSIONS: Although we found a quite high prevalence of IAH, no risk factors were reliably associated with IAH; consequently, to get valid information about IAH, IAP needs to be measured.


Seit den Siebzigerjahren zeigen klinische und experimentelle Studien negative Auswirkungen eines erhöhten intraabdominellen Druckes (IAP) auf das kardiovaskuläre und das respiratorische System, sowie auf jedes Organ innerhalb aber auch außerhalb der Bauchhöhle hin. In den letzten Jahren wurden sich die Intensivmediziner der negativen Effekte auch nur mäßig erhöhter IAPs zunehmend bewusst. Mit der Erkenntnis, dass erhöhte IAPs zu einer Störung der gastrointestinalen Permeabilität, zur bakteriellen Translokation führen und damit eine dominierende Rolle in der Entwicklung eines MODS spielen können, wurde die IAP-Messung zum wichtigen Überwachungsparameter operativer Intensivpatienten. Als Goldstandard hat sich die indirekte Messung über den Blasenkatheter nach der modifizierten Kron-Methode nach Cheatham und Safcsak etabliert.

Ab welchem Grenzwert man von abdomineller Hypertension (IAH) spricht, wird kontroversiell diskutiert. Bei Werten über 20 bzw. 25 Torr, die zum Versagen mindestens eines Organs geführt haben, spricht man von einem abdominellen Kompartmentsyndrom (ACS), bei dem im Falle des Versagens konservativer Maßnahmen (Sonde, Laxantien, Stimulation der Peristaltik etc.) eine abdominelle Dekompression dringendst indiziert ist. Entsprechend verschieden definierter Grenzwerte bzw. dem Krankengut gibt es auch stark variierende Angaben zur Inzidenz von IAH (18 bis 81%) und ACS (2 bis 36%).

Die nunmehr vorliegende epidemiologische Studie von Malbrain et al., die an 13 Intensivstationen mit chirurgischem und internistischem Krankengut durchgeführt wurde, hat es sich zur Aufgabe gesetzt, die Inzidenz von IAH und ACS, zu der es bisher keine prospektiv erhobenen Daten gibt, zu bestimmen. Zweitens galt es festzustellen, inwieweit aufgrund von ätiologischen Faktoren (Abdominalchirurgie, massiver Flüssigkeits-Load, Ileus, abdominelle Infektionen, Pneumo- und Hämoperitoneum) bzw. prädisponierender Faktoren (Azidose, Hypothermie, Koagulopathie, Sepsis, Leberinsuffizienz, Beatmung, Bakteriämie und Pneumonie) auf eine IAH zurückgeschlossen werden könnte. Als Grenzwert für eine IAH wurde ein IAP von 12 Torr angenommen, weil die Arbeitsgruppe in einer früheren Untersuchung bei internen Intensivpatienten bei einem Cut-off von 12 Torr eine signifikant höhere Letalität beobachtet hatte (Curr Op Intensive Care 2000; 6:17).

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Tags: intensiv-news kardiologie pneumologie iap 

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