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Therapiebegrenzung und -beendigung an Intensivstationen

Helfen uns Leitlinien und Empfehlungen?


Die Intensivmedizin hat im letzten Jahrzehnt einen gundlegenden Wandel durchlaufen, der nicht nur therapeutische Fortschritte sondern insbesondere auch die kritische Analyse von Prozessen an Intensivstationen betrifft. Dazu zählen auch Veränderungen in grundsätzliche Positionen der Intensivmedizin zu Sterben und Tod.

In den Anfängen der Intensivmedizin hat sich durch die neuen medizinischen und technischen Möglichkeiten die Vorstellung unbegrenzter Machbarkeit und damit ein oft unkritischer Aktionismus breitgemacht, der Tod eines Patienten wurde daher häufig auch als intensivmedizinische Niederlage gesehen. Die Frage nach der Rechtfertigung und Sinnhaftigkeit intensivmedizinischen Tuns ist daher vielfach gar nicht gestellt worden. In den letzten Jahren hat sich aber ein Paradigmenwechsel und eine doch wesentlich "demütigere" Position herausgebildet. Heute gehören Fragen zur Therapiebegrenzung und –beendigung an Intensivstationen zur täglichen Beschäftigung bei Visiten und Teambesprechungen.

Die Intensivmedizin übernimmt aus naheliegenden Gründen eine Vorreiterrolle in der Beschäftigung mit diesen ethischen Fragestellungen. Dabei geht es nicht nur um die Autonomie und Würde des Patienten, das Handeln zu seinem Wohle und die Vermeidung von Schmerz, Verletzung und Leid, sondern ohne Zweifel auch um den verantwortlichen Umgang mit begrenzt verfügbaren Mitteln. Es geht aber auch darum, dass die Intensivmedizin den Umgang mit Sterben und Tod als Aufgabe begreift und es als integrales Element in der Betreuung von Patienten ansieht, ein Sterben in Würde und in der vom Patienten und seinen Angehörigen erwarteten Spiritualität zu ermöglichen. Es ist eine ganz klare Verpflichtung der Intensivmedizin geworden, nicht nur eine optimale medizinische Betreuung zu gewährleisten, sondern sich - um dies mit einem gebräuchlichen aber leider technokratischem Terminus zu sagen - auch um die "Qualität des Sterbens" anzunehmen.

Neben dem medizinisch-ethischen Fragenkomplex gibt es auch eine konkrete "alltägliche" Perspektive, die sich damit beschäftigt, in welcher Weise wir uns an den Intensivstationen mit derartigen Fragen auseinandersetzen, wie derartige Entscheidungen gefällt werden sollen. Dazu zählt auch die Frage, ob uns Stellungnahmen intensivmedizinischer Fachgesellschaften helfen können, ob wir Leitlinien und Empfehlungen benötigen oder nicht.

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Tags: intensiv-news therapiebegrenzung sterben leitlinien ethik 

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