INTENSIV-News
Dekubitalulzera sind ischämische Hautschädigungen, die grundsätzlich
durch das Zusammen- und Wechselwirken der drei Faktoren Druck, Zeit und
Disposition entstehen. Unter Disposition verstehen wir spezielle
Risikofaktoren, die sich in extrinsische und intrinsische Faktoren
unterteilen lassen. Beim klassischen Dekubitus in der Geriatrie sind
diese Faktoren klar definiert und lassen sich in Form von Risikoskalen
identifizieren und dokumentieren.
Wendet man diese Skalen und die damit verknüpften pathogenetischen
Entstehungsmodelle beim Intensivpatienten an, bemerkt man, dass die
Spezifität der Risikoskalen nicht mehr gegeben ist und fast alle
Intensivpatienten als Hochrisikopatienten eingestuft werden. Was
bedeutet das nun für die Praxis? Ich möchte hier Grundüberlegungen zur
Bildung eines speziellen pathogenetischen Modells der
Dekubitusentstehung beim Intensivpatienten darlegen. Der wichtigste
Risikofaktor, die Immobilität, ist beim Intensivpatienten in der
Akutphase durch die Analgosedierung besonders ausgeprägt, zusätzlich
wird ein Lagewechsel durch hämodynamische Faktoren oder eine
Hirndrucktherapie unmöglich gemacht. In der Akutphase einer
intensivpflichtigen Erkrankung sind die meisten Patienten
katecholamin-pflichtig und zeigen empfindliche Blutdruckschwankungen.
Durch die Katecholamine wird die Hautperfusion zusätzlich gestört,
sodass eine pharmakologisch-bedingte Verstärkung der Haut- und
Gewebeischämie zu erwarten ist. Die klassische Kausalkette
Immobilität-Auflagedruck-Gewebeischämie kann also beim Intensivpatienten
durch die Gabe von Katecholaminen und die Analgosedierung
pharmakologisch beeinflusst werden.
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