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Schlafstörungen bei chronischer Nierenerkrankung


Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz leiden in 50-80% der Fälle an Schlafstörungen, die sowohl das Einschlafen als auch das Durchschlafen betreffen. Obwohl eine schlechte Schlafqualität bei Dialysepatienten außerordentlich häufig ist und bei Evaluierung der Patienten beispielsweise von 67% (Chen WC, Am J Kidney Dis 48:277-284, 2006) oder 71% (Iliescu EA, Nephrol Dial Transplant 18:126-132, 2003) bzw. 80% (Chiu YL, Nephrol Dial Transplant 24:247-251, 2009) der Befragten angegeben wird, werden Schlafstörungen in dieser Patientenpopulation zu wenig beachtet und zu wenig therapiert (Mahowald MW, Am J Kidney Dis 48:332-334, 2008). Die Folgen sind Hypersomnie am Tag, Müdigkeit, geringes Leistungsvermögen (geistig und körperlich), Depression, geringe Lebensqualität (Williams SW, Am J Nephrol 22:18-28, 2002; Iliescu EA, Nephrol Dial Transplant 18:126-132, 2003; Pai MF, Ren Fail 29:673-677, 2007) und eine erhöhte Mortalität (Elder SJ, Nephrol Dial Transplant 23:998-1004, 2008). Viele der erhobenen Daten beruhen auf einer Befragung der betroffenen Patienten, was die Objektivierung der Befunde limitiert. Studien mit objektivem Schlafmonitoring unter Verwendung der Polysomnographie haben in der Dialyse-Patientenpopulation ebenfalls verkürzte Schlafzeiten, einen fragmentierten Schlaf und eine veränderte Schlafarchitektur ergeben. Allerdings bestand keine Beziehung zwischen der polysomnographisch ermittelten Schlafdauer und der von den Patienten berichteten Schlafdauer (r=0,09; P=0,6) (Unruh ML, Am J Kidney Dis 52:305-313, 2008).

Bei 102 Dialysepatienten wurde die Schlafqualität zwischen 52 Hämodialyse (HD)-Patienten und 50 Peritonealdialyse (PD)-Patienten anhand des PSQI („Pittburgh Sleep Quality Index“) verglichen: 88,5% der HD-Patienten und 78,0% der PD-Patienten dieser Studie hatten eine schlechte Schlafqualität (ohne Unterschied zwischen HD- und PD-Patienten). Es bestand in dieser Studie eine signifikante Beziehung zwischen der Verschlechterung der Schlafqualität mit zunehmendem Alter und der Abnahme der Albuminkonzentration. Auch Diabetiker hatten in dieser Studie eine schlechtere Lebensqualität im Vergleich zu den Nicht-Diabetikern (Eryavuz N, Int Urol 40:785-791, 2008). In der Studie von Sabbatini et al. hatten dagegen vor allem ältere Patienten mit hohen Parathormon(PTH)-Spiegeln und Langzeitdialysebehandlung Schlafstörungen (Sabbatini M, Nephrol Dial Transplant 17:852-856, 2002). Interessant ist die Beobachtung, dass sich bei HD-Patienten mit ausgeprägtem Hyperparathyreoidismus die Schlafstörung nach Parathyreoidektomie signifikant besserte (De Santo RM, J Ren Nutr 18:52-55, 2008). Vor Parathyreoidektomie hatten 97% der HD-Patienten eine Insomnie (Chou FF, Surgery 143:526-532, 2008). Nicht in allen Studien ist das Alter ein Risikofaktor für Schlafstörungen. In der HEMO-Studie hatten beispielsweise die HD-Patienten zwischen 18 und 55 Jahren eine signifikant schlechtere Schlafqualität als die >70-Jährigen. Auch die Gruppe der HD-Patienten mit Alter zwischen 55 und 70 Jahren hatten eine signifikant geringere Schlafqualität verglichen mit den >70-Jährigen (Unruh ML, J Am Geriatr Soc 56:1608-16176, 2008). Bei 909 befragten inzidenten Dialysepatienten war in 75% der Fälle der Schlaf beeinträchtigt, 14% der Patienten berichteten über eine Verschlechterung der Schlafqualität im ers­ten Dialysejahr. Es bestand in dieser Studie keine Beziehung zwischen Schlafqualität zum Zeitpunkt der Einleitung der Dialysebehandlung und der Überlebensrate der Patienten. Die Verschlechterung der Schlafqualität im ers­ten Dialysejahr war allerdings mit einer Verminderung der Überlebensrate der Patienten assoziiert. Risikofaktoren für eine Verminderung der Schlafqualität im ersten Dialysejahr waren jüngeres Alter, Zigarettenrauchen und die Verordnung von Benzodiazepinen (Unruh ML, Clin Jam Soc Nephrol 1:802-810, 2006). Eine Übersicht über Spektrum und Frequenz der Schlafstörungen bei urä­mischen Patienten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung gibt Tabelle 1.

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Tags: nephro-news nephrologie nierenerkrankung niereninsuffizienz schlafstörung 

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