Toll-like-Rezeptoren und Integrine als Determinanten der Pathogenese des Harnwegsinfekts

Harnwegsinfekte (HWI) werden in 70-90% der Fälle von Escherichia (E.) coli ausgelöst und stellen nach wie vor eine beträchtliche Ursache signifikanter Morbidität und Mortalität dar. Daten der letzten Jahre vermitteln jedoch ein neues Bild der HWI-Pathogenese, womit ein tiefergehenderes Verständnis über die Aufrechterhaltung der urogenitalen Homöostase erlangt wurde. Damit verbunden sind neue therapeutische Strategien absehbar geworden.

Der strategische Schlüsselmechanismus uropathogener E. coli (UPEC) stellt die rasche Überwindung der lokalen Wirtsabwehr und das Eindringen in das Blasenepithel dar, wo die Keime sich nicht nur dem weiteren Angriff des Immunsystems entziehen können, sondern auch herkömmlicher antibiotischer Therapie nicht mehr zugänglich sind (Justice S, PNAS 103:19884-19889, 2006). Dieses pathogenetische Prinzip ("host immune evasion") bietet eine plausible Erklärung für die klinische Beobachtung rekurrenter HWI, welche nach Absetzen der antibiotischen Therapie wieder zu einer Infektion führen.

Die Erkennung mikrobieller Strukturen durch das Immunsystem wird unter anderem durch die seit Ende der neunziger Jahre bekannten Toll-like-Rezeptoren (TLR) vermittelt. Mittlerweile wurden im Mensch 11 TLR identifiziert. TLR setzen eine Rezeptor-vermittelte intrazelluläre Signalkaskade in Gang, die in der Produktion proinflammatorischer Moleküle wie Tumornekrosefaktor-(TNF)-a oder Interleukin-(IL)-6 mündet. So wird initial eine Alarmierung des Wirtes herbeigeführt und damit die nachfolgende spezifische adaptive Immunantwort eingeleitet. Primär v. a. auf Zellen des unspezifischen Immunsystems wie Monozyten/Makrophagen und dendritischen Zellen beschrieben und studiert, wurden rezent TLR auch auf Blasenzellen, Zellen des proximalen Tubulus und in einer kürzlich erschienenen Arbeit auch des Sammelrohres beschrieben, wo diese funktionell eine essentielle Rolle in der Initiation einer antibakteriellen Entzündungsreaktion spielen (Chassin C, J Immunol 177:4773-4784, 2006).