NEPHRO-News
Basierend auf einer kombinierten Störung nehmen die
Sexualhormonveränderungen im Rahmen chronischer Nierenerkrankungen eine
Mittelstellung zwischen primärem und sekundärem Hypogonadismus ein.
Beeinträchtigungen werden bei bereits geringfügig eingeschränkter
glomerulärer Filtrationsrate beobachtet und verschlechtern sich nach
Beginn einer ansonsten effektiven Nierenersatztherapie. Die
Serumtestosteronkonzentrationen sind bei eingeschränkter Nierenfunktion
meist erniedrigt oder eben noch im Normbereich, die Gonadotropinspiegel
(LH: luteinisierendes Hormon, FSH: follikelstimulierendes Hormon) sind
erhöht, jedoch niemals in einem Ausmaß, wie man sie bei primärem
Hypogonadismus beobachtet. Die Ergebnisse nach Nierentransplantation
sind kontroversiell (Nephron 58:27-32,1991, Transplant Proc
28:1952-1953, 1996). Einerseits wird eine komplette Normalisierung der
männlichen Sexualhormone beschrieben, andererseits aber auch die
komplette oder partielle Persistenz der Veränderungen. Diese Diskrepanz
lässt sich möglicherweise durch die kleinen und inhomogenen
Patientenkollektive erklären. Neben einer eingeschränkten
Transplantatfunktion dürften lange vorhergegangene Prä- und
Dialysezeiten, Komorbiditäten und Begleitmedikation sowie die
immunsuppressive Therapie diese persistierenden hormonellen
Veränderungen mitbedingen.
Eine pulsatile GnRH (Gonadotropin releasing hormone)-Freisetzung ist
essentiell für den regulären Ablauf der Androgensynthese. An
Hypothalamus-geschädigten Rhesusaffen wurde gezeigt, dass ausschließlich
eine pulsatile GnRH-Substitution zu einer adäquaten pulsatilen
Gonadotropinfreisetzung führt, wohingegen eine kontinuierliche Zufuhr
diese sogar hemmt (Science 202:631-633,1978). Bei männlichen
Dialysepatienten wurde neben erhöhten Gonadotropinen immer wieder eine
Abnahme der LH-Pulsfrequenz beschrieben, weswegen man lange Zeit
vermutete, dass die Störungen bei eingeschränkter Nierenfunktion primär
zentral verursacht sind - entweder primär hypothalamisch oder
hypophysär. Nicht kompatibel mit diesem Konzept sind jedoch die erhöhten
Gonadotropin-spiegel. Wesentliche Einsichten in dieses komplexe Problem
wurden mit Hilfe eines mathematischen Modells ("Deconvolution
analysis") von Veldhuis et al. (J Clin Endocrinol Metab 76:648-654,1993)
erbracht.
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Tags: nephro-news nephrologie niereninsuffizienz sexualhormonstörung

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