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Nicht-renale Indikation der kontinuierlichen Hämofiltration bei Sepsis?


A phase II randomized, controlled trial of continuous hemofiltration in sepsis.

Cole L, Bellomo R, Hart G, et al.                                                                                                                                  Crit Care Med 2002; 30:100-6

Department of Intensive Care, Austin & Repatriation Medical Centre, Melbourne, Victoria, Australia.

OBJECTIVE: To study the effect of early and continuous venovenous hemofiltration (CVVH) on the plasma concentrations of several humoral mediators of inflammation and subsequent organ dysfunction in septic patients.
DESIGN: Randomized, controlled trial.
SETTING: Intensive care unit of a tertiary hospital.
PATIENTS: Twenty-four patients with early septic shock or septic organ dysfunction.
INTERVENTIONS: Random allocation to receive 48 hrs of isovolemic CVVH at 2 L/hr of fluid exchange or no hemofiltration.
MEASUREMENTS AND MAIN RESULTS: We measured the plasma concentrations of complement fractions C3a and C5a, interleukins 6, 8, and 10, and tumor necrosis factor alpha at baseline and 2, 24, 26, 48, and 72 hrs. A multiple organ dysfunction score (MODS) was calculated daily for each patient until death or discharge from the intensive care unit. The concentrations of most mediators decreased between baseline and 72 hrs. Some significant falls in concentration could be identified between specific time points, but CVVH was not associated with an overall reduction in any plasma cytokine concentrations. There was also no difference between the mean cumulative MODS for control survivors (43.3 +/- 19.7) and CVVH survivors (33.2 +/- 19.0; p = .30), and no difference between the average MODS calculated for all controls (4.1 +/- 1.9) and all CVVH subjects (3.3 +/- 1.7; p = .26). CVVH did not improve oxygenation, lower the platelet count, or reduce the duration of vasopressor support and mechanical ventilation.
CONCLUSIONS: Early use of CVVH at 2 L/hr did not reduce the circulating concentrations of several cytokines and anaphylatoxins associated with septic shock, or the organ dysfunction that followed severe sepsis. CVVH using current technology cannot be recommended as an adjunct to the treatment of septic shock unless severe acute renal failure is present.


Schon kurz nach Einführung der kontinuierlichen Nierenersatzverfahren (CRRT) hatte Coraim postuliert, dass mit diesen Therapieverfahren nicht nur ein Nierenersatz erzielt werden kann, sondern durch den konvektiven Transport auch höhermolekularer Substanzen, für die Pathophysiologie von verschiedenen Akuterkrankungen wichtige Moleküle (insbesondere verschiedene Zytokine bzw. "Mediatoren"), entfernt werden könnten. Damit wurden die CRRT für Erkrankungen, wie Sepsis, MODS, SRDS, Pankreatitis auch dann vorgeschlagen, wenn die Nierenfunktion nicht beeinträchtigt ist, also in "nicht-renaler" Indikation.

Tatsächlich werden verschiedene Zytokine filtriert und können damit im Filtrat nachgewiesen werden. In einer Reihe von Tierversuchen (aber keineswegs allen), die allerdings meist nur über ca. 4 Stunden und oft mit extremen Filtrationsvolumina durchgeführt wurden, ist dieses Konzept eher gestützt worden. Insbesondere im Sepsis-Modell konnte einer Verbesserung der myokardialen Funktionen, der Hämodynamik und z. T. auch der Lungenfunktion nachgewiesen werden. Diese positiven tierexperimentellen Ergebnisse haben dazu verleitet, zu meinen, dass je höher das Filtrationsvolumen ist, desto höher die Elimination von "Mediatoren" ausfällt und dies umso besser für den Patienten sei und damit zur Formulierung des Konzeptes der "high-volume" Filtration geführt.

In der klinischen Situation ist einigen unkontrollierten Fallserien, wie etwa im septischen Schock, bei Pankreatitis oder bei ARDS dieses Konzept gestützt worden. Wenn man hingegen die bisher vorliegenden kontrollierte Studien betrachtet (von denen es sehr wenige und mit nur sehr kleinen Patientenzahlen gibt) so waren diese alle negativ. Die Durchführung von CRRT bei Patienten mit normaler Nierenfunktion bei ARDS, bei früher Sepsis, im septischen Schock oder nach Polytrauma haben keinerlei Vorteile ergeben. Die oben angeführte Studie aus der Bellomo-Gruppe ist wohl die derzeit methodisch beste Untersuchung zu diesem Thema. In dieser konnte weder eine Reduktion der Plasma-Konzentrationen verschiedener "Mediatoren" nachgewiesen werden, noch eine Verminderung des Katecholaminbedarfes oder eine Verminderung der Anzahl bzw. des Ausmaßes von Organversagen. Dies ist insbesondere bemerkenswert als diese Autoren bislang eher heftigste Proponenten der "nicht-renalen Indikation" von CRRT waren.

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Tags: intensiv-news sepsis nephrologie hämofiltration kontinuierlich 

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