INTENSIV-News
Das ANV tritt auf Intensivstationen mit einer Häufigkeit von 4-16% auf und ist heute fast immer Teil eines Multiorganversagens (MOV). Etwa 50-70% der Patienten mit ANV müssen einer Nierenersatztherapie zugeführt werden. Bis Ende der 70er Jahre stellte die intermittierende Dialyse die einzige extrakorporale Therapieform dar, seit 1977 stehen verschiedene kontinuierliche Therapieformen (CVVH, CVVHD, etc.) als alternative Behandlungsmöglichkeiten für kritisch Kranke zur Verfügung. Häufig werden diese beiden Therapieverfahren als miteinander konkurrierend angesehen. Ziel dieses Beitrages ist es, den Stellenwert beider Therapieverfahren in die Behandlung des Krankheitsbildes des ANV einzuordnen.
Vergleich der extrakorporalen Therapiemöglichkeiten
Intermittierende Dialyse
Technische Fortschritte der intermittierenden Dialyse, insbesondere die
Einführung der volumenkontrollierten Techniken mit präziser
Ultrafiltrationskontrolle unter Verwendung eines Bikarbonatpuffers haben
zu einer deutlichen Verbesserung der hämodynamischen Stabilität auch
bei schwerkranken Patienten mit ANV geführt. Als intermittierende
Alternativen stehen eine Hämofiltrations- oder eine
Hämodiafiltrationstherapie zur Verfügung.
Kontinuierliche Nierenersatztherapie
1977 berichteten Kramer und Mitarbeiter über eine kontinuierliche
extrakorporale Behandlung bei Patienten mit akuter Nieren- und
Herzinsuffizienz mittels CAVH. Seit Anfang der 80er Jahre wurden eine
Reihe von Behandlungsmethoden entwickelt, welche die Vorteile der
Kontinuität mit einer höheren Effektivität verbinden (CVVH, CVVHD). Alle
veno-venösen Therapieverfahren sind im Vergleich zur CAVH technisch
deutlich aufwendiger. Die Geräte für diese Verfahren mit ihren
technischen Einrichtungen wie Blutpumpen und Kontroll- und
Sicherheitseinrichtungen, wie z. B. Luftfallen, automatische Abschalter,
Blutleckdetektoren und Druckmonitore entsprechen denen moderner
Dialysemaschinen.
Effizienzvergleich, Wasserentzug
Obwohl möglicherweise gerade beim Akutkranken noch einige andere
Substanzen eine wesentliche Rolle spielen, wird die
Behandlungseffektivität in der Regel an der Konzentration von Harnstoff
und Kreatinin (Azotämie) im Serum festgemacht. Die intermittierende
Hämodialyse ist allen kontinuierlichen Verfahren bezüglich ihrer
Effektivität pro Zeiteinheit überlegen. Mit modernen Dialysemembranen
kann leicht eine Harnstoff-Clearance von 150 – 220 ml/min erreicht
werden, was bei einer täglichen 4h-Dialyse einer wöchentlichen
Harnstoff-Clearance von 250 – 350 l entspricht. Die neueren
kontinuierlichen Therapieformen erreichen eine der intermittierenden
Dialyse vergleichbare oder überlegene tägliche Harnstoffclearance.
Hierzu ist eine tägliche Hämofiltratmenge von mehr als 40 l bei der CVVH
oder eine kontinuierliche Dialyse mit einem Dialysatfluss von 1,5 – 2,0
l pro Stunde erforderlich. Bei diesen Umsatzmengen sind Azotämie und
Azidose suffizient kontrolliert. Bei Patienten ohne Diurese muss durch
die extrakorporale Therapie immer auch überschüssige Flüssigkeit
entfernt werden. Dabei ist die Dialyse den kontinuierlichen Verfahren
unterlegen, da in Abhängigkeit von der individuellen Kreislaufsituation
der Patienten in der Stunde maximal 600 – 800 ml Wasser entfernt werden
können, was bei einer 4h-Dialyse allenfalls 3 Liter ergibt. Dies ist für
die Intensivpatienten häufig nicht ausreichend (Tabelle 1).
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Tags: intensiv-news nephrologie nierenversagen intermittierend kontinuierlich
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