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Ein Patient mit hypoxischem Hirnschaden nach der Reanimation

Pflegerische Aspekte


......." Ich kann mir keinen Zustand denken, der mir unerträglicher wäre, als bei lebendiger und schmerzerfüllter Seele der Fähigkeit beraubt zu sein, ihr Ausdruck zu verleihen." (Montaigne, zit. nach Sangmeister, 1993)

Beim Wachkoma oder auch apallisches Syndrom genannt, handelt es sich um ein schweres komplexes Krankheitsbild infolge einer Hirnschädigung unterschiedlicher Ursache. Zieger schrieb 1995 zu diesem Thema:

Ich begreife Koma nicht als defizitär-vegitativen Zustand, sondern als einen zutiefst existentiellen und dynamischen Veränderungsprozeß, in dem sich ein Mensch unter bestimmten Lebensumstände auf Kernzonen seines autonomen Körperselbst aktiv zurücknimmt. Dies erweckt den Eindruck, daß der Betroffene in dieser sehr verletzlichen und schutzbedürftigen extremen Lebensform am Rande des Todes, auf unbestimmte Zeit verweilen kann. In diesem Zustand kann er entscheiden, so könnte man dies interpretieren, sich von seinem Dasein loszulösen und zu sterben oder wieder "aufsteigen" in die Welt der wachbewußten Menschen. Durch die immer wieder weiterentwickelten Methoden der Intensivmedizin und Intensivpflege können Menschen im Koma überleben und im Apallischen Syndrom weiterleben. Was dies für den Betroffenen und den Angehörigen bedeutet, können wir als Betreuer nur erahnen. Das Leben der Betroffenen ändert sich schlagartig. Bereits auf der Intensivstation beginnen wir die Angehörigen in die Betreuung einzugliedern. Dies ist ein Weg, ihnen ihre Hilflosigkeit und manchmal auch ihre Hoffnungslosigkeit zu mindern. In diesem Bericht beschreibt Frau Imsel anhand eines Fallbeispieles, den Umgang mit den Menschen und deren Angehörigen mit diesem Schicksal, auf ihrer Station.

DGKS A. Bachlechner

Ein Fallbeispiel:

Herr Franz B. 59 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei erwachsene Kindern. Er arbeitete als leitender Beamter. Im August 1998 änderte sich das Leben der Familie B. schlagartig.

Eines Vormittags klagte er über retrosternale Schmerzen mit Ausstrahlung im linken Arm. Prompt ging er zum Betriebsarzt, wo er synkopierte und sofort mit der Reanimation begonnen werden mußte. Nach 12 Minuten kam ein Notarztteam hinzu. Es dauerte 50 Minuten bis ein spontanen Herzrhythmus hergestellt werden konnte Anschließend wurde der Patient mit dem Notarztwagen in die Notfallaufnahme des AKH eingeliefert. Als Ursache des Kreislaufzusammenbruches wurde ein ausgedehnter Vorderwandinfarkt und eine schwere Dreigefäßerkrankung diagnostiziert. Zu diesem Zeitpunkt kann noch nicht festgestellt werden, ob der Patient einen hypoxischen Hirnschaden erlitten hat. Die Angehörigenbetreuung hat in solchen Situationen einen besonders wichtigen Stellenwert. Sie stehen vor der Intensivstation und sind fassungslos. Besonders wenn vor diesem Geschehen der Betroffene anscheinend noch gesund war und voll im Leben stand. In diesem kritischen Zustand kann keine klare und endgültige Auskunft gegeben werden. Nach der Übernahme an unsere Intensivstation durfte seine Gattin zu ihm. Frau B. war sehr bestürzt, als sie ihren Mann so sah und begann zu weinen.

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Tags: intensiv-news neurologie notfallmedizin reanimation hirnschaden pflege fallbericht 

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