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„Permissive Hypoalimentation“ oder ganz einfach ”normokalorische” Ernährung


The risk for bloodstream infections is associated with increased parenteral caloric intake in patients receiving parenteral nutrition.

Dissanaike S, Shelton M, Warner K, et al.                                                                                                                    Crit Care 2007; 11:R114

Harborview Medical Center, 325 9th Ave, Seattle, WA 98104, USA.


In den letzten Jahren ist in verschiedenen Publikationen eindrücklich belegt worden, dass eine quantitativ und qualitativ inadäquate oder eine zu spät begonnene Ernährung bei Intensivpatienten die Komplikationsrate erhöht, die Wundheilung und die Immunkompetenz beeinträchtigt, das Risiko von Infektionen steigert und schlussendlich die Prognose der Patienten verschlechtert (z.B. Rubinson L; Crit Care Med 2004; 32:350; Artinian V; Chest 2006; 129:960). Wir müssen leider jedoch auch nach Jahrzehnten Forschung in klinischer Ernährung zugeben, dass wir nicht nur so komplexe Probleme, wie jene nach der optimalen Zusammensetzung einer Ernährung für Intensivpatienten, kaum beantworten können, sondern auch für so naheliegende, grundsätzliche und „einfache“ Fragen,  wie jene nach der optimalen Art und Menge der Energie- bzw. Stickstoffzufuhr für verschiedene Patientengruppen in unterschiedlichen Krankheitsphasen keine wirklich exakten Aussagen machen können. Was allerdings in den letzten Jahrzehnten bezüglich der Energiezufuhr ganz klar geworden ist, ist die Tatsache, dass beim akut-kranken Patienten jede Form der überhöhten Energiezufuhr, der „Hyperalimentation“, zu schwerwiegenden, auch letalen Folgen führen kann. Dazu gehören etwa eine Leberverfettung, eine Hyperkapnie, eine Hyperglykämie, vor allem aber eine Beeinträchtigung der Immunkompetenz.

Dieses Faktum wird durch diese, nach heutigem europäischem Standard wohl als obsolet oder gar als grotesk anzusehende Studie neuerlich belegt. Die Autoren zeigen, dass unter einer parenteralen (und enteralen) Ernährung die Rate an Bakteriämien mit der Höhe der „maximalen parenteralen Energiezufuhr“ korreliert (wie viele Kalorien dabei enteral verabreicht wurden, ist nicht nachvollziehbar). Mit 39% der Patienten hatte ein extrem hoher Anteil Bakteriämien entwickelt. Der unterste Energiebereich betrug < 25 kcal, der höchste > 40 kcal/kgKG/Tag, damit eine exzessive, jede heutige Empfehlung bei weitem übersteigende Zufuhrrate (siehe Abbildung). Die maximale Energiezufuhr hatte sogar 70 kcal/kgKG/Tag betragen!

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Tags: nutrition-news ernährung intensivmedizin kalorisch 

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