NEPHRO-News
Die chronische Niereninsuffizienz ist als eine Stoffwechselerkrankung zu
verstehen, bei der es zu Veränderungen von biochemischen Prozessen und
zur Kumulation toxischer Abbauprodukte kommt. Aus diesem Grunde stellen
Nierenerkrankungen ein klassisches Feld der Ernährungsmedizin dar. Zu
Zeiten einer noch eingeschränkten Verfügbarkeit von Dialyseplätzen
wurden den Patienten zur Verhinderung der Kumulation toxischer
Stoffwechselprodukte und damit zur Hinauszögerung der tödlichen Urämie
strenge diätetische Auflagen erteilt. Die aus dieser Zeit stammenden
Begriffe „Kartoffel-Ei-Diät“ oder „Schweden-Diät“ sind immer noch weit
verbreitet, obwohl diese Diätformen schon lange nicht mehr modernen
medizinischen Standards entsprechen. Das bedeutet allerdings nicht, dass
ernährungsmedizinische Interventionen bei Nierenerkrankungen
überflüssig geworden sind. Heute stehen jedoch nicht mehr die
Verhinderung der Urämie im Fokus ernährungsmedizinischer Interventionen,
sondern die Progressionshemmung der Nierenerkrankung, die Senkung des
kardiovaskulären Risikos und die Aufrechterhaltung eines adäquaten
Ernährungszustandes. Moderne Ernährungsempfehlungen für Patienten mit
chronischen Nierenerkrankungen sollten einerseits das Krankheitsstadium
und andererseits die Folgeerkrankungen der chronischen
Niereninsuffizienz (z. B. Hyperphosphatämie und Mangelernährung)
berücksichtigen.
Ernährungsempfehlungen in den CKD-Stadien 1–3
In
den CKD-Stadien 1-3 ist die Progressionshemmung von oberster
therapeutischer Priorität. Neben medikamentösen Maßnahmen, wie der
Hemmung des aktivierten RAAS durch ACE-Hemmer, AT1-RA, direkte
Renin-Inhibitoren oder Aldosteron-Antagonisten mit dem Ziel einer
Senkung des Blutdrucks unter 135/80 mmHg und dem zunehmenden Einsatz von
Bicarbonat, Allopurinol und Vitamin D, werden von den Patienten immer
wieder auch diätetische Empfehlungen erwartet. Der Einsatz einer
diätetischen Eiweißrestriktion zur Progressionshemmung chronischer
Nierenerkrankungen wird seit Jahrzehnten allerdings kontrovers
diskutiert.
In Tierversuchen und kleineren,
nicht-randomisierten, klinischen Studien fanden sich zunächst zahlreiche
Hinweise für progressionshemmende Effekte einer eiweißarmen Ernährung.
Der potentielle Wirkmechanismus dieses Ernährungskonzeptes lässt sich
nicht durch eine direkte Reduktion der Proteinurie erklären, da mit der
Nahrung zugeführte Eiweiße ja nicht unverändert renal eliminiert,
sondern zunächst gastrointestinal gespalten und in Form von Aminosäuren
und Peptiden resorbiert werden, sondern wird auf vasodilatorische
Effekte einiger Aminosären am glomerulären vas afferens zurückgeführt.
Der theoretische Wirkmechanismus einer diätetischen Eiweißrestriktion
ist daher die Reduktion einer durch diese Aminosäuren ausgelösten
Vasodilatation im vas afferens mit einer konsekutiven Senkung des
intraglomerulären Druckes und damit indirekt auch der Proteinurie. Als
weitere potentielle Wirkmechanismen einer eiweißarmen Diät werden
verminderter oxidativer Stress, ein verbessertes Lipidprofil und eine
geringere Phosphatbelastung angeführt [Fouque D, Nat Clin Pract Nephrol
3:383-392, 2007].
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Tags: nephro-news nephrologie ernährung niereninsuffizent dialyse
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