NEPHRO-News
Hintergrund
Sepsis stellt unverändert die
Haupttodesursache auf nicht-kardiologischen Intensivstationen dar. Die
Inzidenz und absolute Anzahl Todesfälle steigen sogar an (Martin GS, N
Engl J Med 348:1546-1554, 2003; Remick DG, Am J Pathol 170:1435-1444,
2007).
Umfangreiche Grundlagen- und klinische Forschung hat in den vergangenen
zwanzig Jahren zu einem zunehmend besseren Verständnis der
vielschichtigen Pathophysiologie der Sepsis geführt. Anfang der
Neunziger Jahre stand die Aufklärung der Rolle von bakteriellen
Endotoxinen (Lipopolysaccharide, LPS) und proinflammatorischen Zytokinen
im Mittelpunkt. Sepsis wurde als das Resultat einer überschießenden
inflammatorischen Immunantwort auf eine generalisierte Infektion
angesehen (Hyperinflammation, Bone RC, Chest 100:802-808, 1991; St John
RC, Chest 103:932-943, 1993).
Therapeutisch resultierten Strategien zur Neutralisierung von LPS und
proinflammatorischen Zytokinen wie IL-1, IL-6 oder TNF-alpha (Dunn DL,
Surg Clin North Am 74:621-635, 1994; Suffredini AF, Crit Care Med
22:S12-18, 1994). Auch im Bereich der extrakorporalen Blutbehandlung
wurde versucht, bakterielle Toxine bzw. proinflammatorische Zytokine
mittels Filtration, Plasmaaustausch oder Adsorption zu entfernen
(Bellomo R, IJAO 28:450-458, 2005).
Auch unsere Arbeitsgruppe hat sich in den Neunziger Jahren intensiv mit
der Rolle von bakteriellen Endotoxinen als pathogenem Agens und ihrer
Entfernbarkeit beschäftigt (Smollich BP, Nephrol Dial Transplant
6:83-85, 1991; Mitzner S, Artif Org 17:775-781, 1993; Mitzner S, ASAIO J
41:M707-708, 1995). Die dem pathophysiologischen Erkenntniszuwachs
entsprungenen Therapiekonzepte hatten allerdings keinen durchschlagenden
Erfolg (Abraham E, JAMA 273:934-941, 1995; Fisher CJ Jr, NEJM
334:1697-1702, 1996; Verhoef J, J Antimicrob Chemother 38:167-182,
1996). Durch das klinische Scheitern dieser Ansätze wurden weitere
Untersuchungen der Abläufe bei der Sepsis stimuliert. Man erkannte, dass
die Hyperinflammation nicht die einzige und vor allem nicht die
entscheidende Phase der Sepsis ist (Bone RC, Chest 112:235-243, 1997).
Vielmehr kann es zeitgleich bzw. zeitlich versetzt zu dem wesentlich
bedrohlicheren Zustand der Immunparalyse kommen, der durch
antiinflammatorische Prozesse und Funktionsverlust des zellulären
Immunsystems gekennzeichnet ist. Klinisch ist diese Phase mit septischem
Schock und hoher Mortalität verbunden (Remick DG, Am J Pathol
170:1435-1444, 2007). Funktionelle Einschränkungen neutrophiler
Granulozyten und Monozyten sind dabei eng mit erhöhter Mortalität im
septischen Schock assoziiert (Caille V, Shock 22:521-526, 2004; Kaufmann
I, Shock 26:254-261, 2006).
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Tags: nephro-news dialyse extrakorporal sepsis hämodialyse hämofiltration plasmapherese
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