NEPHRO-News
Definition und Prävalenz der Posttransplantationsanämie
Bei
Transplantierten sind die Differentialdiagnosen einer Anämie
zahlreicher und komplexer als bei chronisch niereninsuffizienten
Patienten, die noch keiner Nierenersatztherapie bedürfen, oder die CAPD
oder Hämodialyse durchführen. Hämoglobinwerte und Erythropoetinspiegel
sind bei Nierentransplantierten für jedes Stadium der Niereninsuffizienz
niedriger, wenn man sie mit den entsprechenden Werten chronisch
niereninsuffizienter Patienten vergleicht (Chadban SJ. Am J Kidney Dis
2007; 49:301-309).
Grenzwerte zur Definition einer Posttransplantationsanämie liegen
allerdings nicht vor. Wendet man die K/DOQI-Richtlinien an, so liegt
eine Anämie bei einem Hämatokrit < 33% vor. Zwei Wochen nach
Nierentransplantation findet sich bei etwa 80% der Patienten eine
Anämie. Hauptursachen sind Blutungen sowie abruptes Absetzen einer
Therapie mit Erythropoese-stimulierenden Agentien (ESA) (Winkelmayer WC,
Nephrol Dial Transplant 2006; 21:3559-3566). Erste Studien in der
Langzeitbeobachtung des Hämoglobins nach Nierentransplantation lagen in
den USA im Jahr 2002, in Europa im Jahr 2003 vor.
In der US-amerikanischen Längsschnittstudie waren ein Jahr nach
Nierentransplantation 12% der Patienten anämisch. Fünf Jahre nach
Nierentransplantation waren 26% der Patienten zu mindestens einem
Beobachtungszeitpunkt anämisch gewesen. Die Häufigkeit einer Anämie nahm
mit schlechter werdender Nierenfunktion zu. Risikofaktoren für das
Auftreten einer Anämie nach Nierentransplantation waren in dieser Studie
ein erhöhtes Serum-Kreatinin sowie ein erniedrigter pH-Wert des Blutes
(Yorgin PD, Am J Transplant 2002; 2:429-435). In einer europäischen
Querschnittsstudie (TRESAM; „Transplant European Survey on Anemia
Managment“) wurden über 4000 nierentransplantierte Patienten aus 72
Transplantationszentren erfasst, welche ihr Transplantat 6 Monate, 1, 3
oder 5 Jahre zuvor erhalten hatten. Es wurden bei Studieneinschluss
38,6% anämische nierentransplantierte Patienten gefunden; 11,6% der
Patienten wiesen in dieser Studie eine mäßige Anämie mit
Hämoglobinwerten von 11-12 mg/dl (Männer) bzw. 10-11 mg/dl (Frauen) auf,
während 8,5% an einer schweren Anämie litten (Männer: <11 mg/ dl;
Frauen: <10 mg/dl) (Vanrenterghem Y, Am J Transplant 2003;
3:835-845).
In dieser Studie litten 60% der Patienten, deren Serum-Kreatinin über 2
mg/dl lag, an einer Anämie. Selbst bei einem Serum-Kreatinin unter 2
mg/dl lag der Anteil der anämischen Patienten mit 29% immer noch
unerwartet hoch. Nur 10% der anämischen Patienten erhielten eine
ESA-Therapie. Folgende Risikofaktoren für die Entwicklung einer Anämie
nach Nierentransplantation wurden in dieser Studie gefunden:
Serum-Kreatinin > 2 mg/dl odds ratio (OR) 3,48; Therapie mit
ACE-Hemmern oder Sartanen OR 1,55; Spenderalter größer 60 Jahre OR 1,41;
Kürzliche Infektion OR 1,36; Therapie mit Mycophenolsäure oder
Azathioprin OR 1,24.
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