Themen der aktuellen Ausgaben

 

Nierenersatztherapie bei Sepsis

Beginn, Verfahren, Dosis


Die Nierenersatztherapie bei Intensivpatienten im Allgemeinen und bei septischen Patienten im Speziellen ist ein häufiges und zunehmendes Problem für die behandelnden Intensivmediziner. Auf der Intensivstation ist bei der überwiegenden Mehrheit der Patienten ein Multi-Organ-Dysfunktionssyndrom (MODS) im Rahmen einer schweren Sepsis die Ursache für ein akutes Nierenversagen (ANV) (Schrier RW; NEJM 2004; 351:159). Etwa 70% dieser Patienten werden mit einem Nierenersatzverfahren behandelt (McCullough PA.; Am J Med 1997; 103: 368). Die schwere Sepsis ist die häu­figste Todesursache auf nicht-kardiologischen Intensivstationen und hat in Deutschland eine Sterblichkeit von über 50% (Engel C; ICM 2007; 33:604). Die Sterblichkeit bei Patienten mit Sepsis und ANV ist erheblich höher, wobei das ANV einen unabhängigen negativen Einfluss auf das Outcome der Patienten hat (Oppert M; NDT 2008; 23:904). Insofern verwundert es nicht, dass das Management von septischen Patienten mit ANV für Nephrologen und Intensivmediziner gleichermaßen immer wieder eine große He­rausforderung darstellt. Wichtig ist es, darauf hinzuweisen, dass sich die Therapie des ANV bei Sepsis nicht in der Nierenersatztherapie erschöpft. Dennoch sollen im Folgenden nur wichtige Aspekte in Bezug auf den extrakorporalen Nierenersatz besprochen werden.

Beginn der Nierenersatztherapie: Ist früher besser?

Eindeutige Indikationen für den Beginn einer Nierenersatztherapie sind: Medikamentös nicht beherrschbare Hyperkaliämie, Hyperhydratation, Azidose oder urämische Organkomplikationen wie Perikarditis, Neuropathie, Enzephalopathie oder Azotämie. Weitaus weniger gut lässt sich die Frage beantworten, wann man mit einer Nierenersatztherapie beginnen sollte, um die genannten Komplikationen zu vermeiden. Grundsätzlich soll mit einer Nierenersatztherapie das metabolische Gleichgewicht wieder hergestellt werden. Es herrscht allerdings auch heute noch Unklarheit, ob eine Therapie „früh“ oder „spät“ begonnen werden sollte. Theoretische Überlegungen lassen es sinnvoll erscheinen, mit der Therapie besser „früher“ als „später“ zu beginnen. Interessanterweise gibt es zu dieser Fragestellung nur sehr wenige aussagekräftige Untersuchungen, die auch nicht speziell an septischen Patienten durchgeführt wurden. Eine ältere retrospektive Analyse von Traumapatienten ergab, dass der Beginn einer Nierenersatztherapie bei einem Serum-Harnstoff-Stickstoff (BUN) < 60 mg/dl mit einem signifikant besseren Überleben einhergeht, als der Beginn bei einem BUN > 60 mg/dl (Gettings LG; ICM 1999; 25:805). Eine Arbeitsgruppe konnte berichten, dass die Durchführung einer isovolämen Hämofiltration bei schwerer Sepsis und septischem Schock nach 24-stündiger Anurie noch ohne Zeichen der Urämie zu einem verbesserten Überleben führte (Piccinni P; ICM 2006; 32:80).

Melden Sie sich an um weiter zu lesen ...

Tags: intensiv-news nephrologie sepsis nierenersatztherapie dialyse 

© Medicom VerlagsgmbH

 
Medicom

Wir wollen Fachärzte und Pfleger topaktuell und wissenschaftlich fundiert über Studien, fachspezifische Entwicklungen und deren praktische Umsetzung informieren, um sie in ihrer Arbeit und Fortbildung zu unterstützen.

Wählen Sie dazu bitte Ihr Land aus.

  • ÖsterreichÖsterreich
  • ÖsterreichDeutschland
  • ÖsterreichSchweiz
  • ÖsterreichAndere