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Mikrobiologische Diagnostik systemischer Mykosen bei Intensivpatienten


Das Spektrum der Infektionen, mit denen im Rahmen einer intensivmedizinischen Betreuung von schwerstkranken Patienten zu rechnen ist, hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert. Zu den wichtigsten Verschiebungen gehört dabei die zunehmende Bedeutung von Pilzinfektionen (Mean O; Crit Care 2008; 12: 204). Hefepilze der Gattung Candida, allen voran C. albicans, zählen mittlerweile zu den häufigsten Erregern auf operativen Intensivstationen. In Europa sind Candida spp. in unterschiedlichen Studien der sechst- bis zehnthäufigste Erreger von nosokomialer Sepsis – mit steigender Tendenz. In den USA sind Candida spp. bereits der vierthäufigste Erreger der nosokomialen Sepsis (8-10% der Fälle).

Auch andere Pilzinfektionen spielen eine Rolle in der Intensivmedizin: Invasive Aspergillosen treten zunehmend auch bei nicht-neutropenischen Patienten auf und einige Fallberichte zeigen, dass bei schwerstkranken Intensivpatienten auch die in der Hämatoonkologie gefürchteten Zygomykosen ein reales Problem darstellen.

Die Problematik der Diagnose von invasiven Mykosen bei Intensivpatienten zeigt sich nicht zuletzt daran, dass auch in den neuen Diagnosekriterien der EORTC/MSG keine Richtlinien für den Nachweis einer wahrscheinlichen oder möglichen invasiven Mykose bei diesen Patienten zu finden sind (De Pauw B; Clin Infect Dis 2008; 36:1813). Für die wichtigsten Erreger soll hier kurz eine Einordnung der diagnostischen Möglichkeiten im Hinblick auf ihre klinische Relevanz auf einer Intensivstation gegeben werden.

Candida

Candida spp. – allen voran C. albicans – sind mit weitem Abstand die häufigs­ten pathogenen Pilze im Untersuchungsgut aus Intensivstationen. In einer aktuellen Studie waren nach 7 Tagen Aufenthalt auf der ICU fast 60% der Patienten besiedelt (Leon C;  Europ J Clin Microbiol Infect Dis 2009; 28:233). Nur in den wenigsten Fällen geht eine solche Kolonisation in eine Infektion über. Verschiedene „scores“ wurden vorgeschlagen, um das Risiko für invasive Candida-Infektionen individuell zu quantifizieren. Der kürzlich in einer prospektiven Studie getestete Candida-Score (CS) zeichnet sich insbesondere durch seine einfache Anwendbarkeit aus. Er beruht auf einer Kombination von Risikofaktoren (totale parenterale Ernährung, chirurgischer Eingriff) mit der Anwesenheit einer multifokalen Besiedlung durch Candida und dem klinischen Vorliegen einer Sepsis (Leon C; Crit Care Med 2006; 34:730). Bei einem CS von 3 steigt das Risiko für eine invasive Candidose stark an (Leon C; Crit Care Med 2009; 37:1624). Einen komplexeren Score schlagen, basierend auf einer retrospektiven Analyse von 2890 Patienten, Ostrosky-Zeichner et al. vor (Ostrosky-Zeichner L; Europ J Clin Microbiol Infect Dis 2007; 26:217).

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Tags: intensiv-news mikrobiologie diagnostik sepsis mykosen 

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