Orale Supplemente bei mangelernährten Dialysepatienten:

Ein Zustand des Protein-Energy-Wasting (PEW), in der Praxis meist als Mangelernährung oder Malnutrition bezeichnet, stellt bei multimorbiden älteren Dialysepatienten eines der Hauptprobleme in der täglichen Praxis dar. Zahlreiche Faktoren wie Azidose, Urämie-Toxine, Inflammation, Immobilität, Appetitmangel, hormonelle Störungen oder eine basale katabole Stoffwechsellage tragen zur Entwicklung eines PEW bei, welches sich klinisch in einer deutlichen Dysbalance zwischen Nährstoffbedarf und tatsächlicher Nährstoffzufuhr manifestiert.

Die unzureichende Deckung des täglichen Energiebedarfs von 30-35 kcal/kg KG und Eiweißbedarfs von mindestens 1,2 g/kg KG führt zu einem steten Verlust an Fett- und Muskelmasse. Die pathogenetischen Grundlagen zur Entwicklung von Behandlungskonzepten für ein PEW wurden in zahlreichen Untersuchungen von der Arbeitsgruppe um Alp Ikizler in den letzten Jahren herausgearbeitet. So konnte klar belegt werden, dass bei chronischen Dialysepatienten die vorherrschende Katabolie durch während der Dialysebehandlung oral oder intravenös verabreichte Zusatznahrung zumindest passager in einen anabolen Zustand übergeführt werden kann. Auch wenn dieser anabole Effekt von Zusatznahrung in diesen Studien bedingt durch die zeitlich und mengenmäßig limitierte Zufuhr während der Dialysebehandlung nur wenige Stunden anhielt, wurde damit doch der wichtige Proof-of-concept erbracht, dass PEW durch eine adäquat gesteigerte Substratzufuhr behandelt werden kann. Es kann daraus gefolgert werden, dass langfristige und nachhaltige Therapiekonzepte bei PEW eine tägliche ausreichende Nahrungszufuhr gewährleisten müssen. Eine ausschließlich intradialytische Zufuhr von Zusatznahrung kann den erhöhten Bedarf nicht decken und somit kein adäquates Therapieregime bei PEW darstellen.