NUTRITION-News
Immer wieder kommt es zu einer Diskussion bezüglich eines adäquaten
Protein- oder Aminosäurenbedarfs für Gesunde, für Kranke und Alte.
Diesbezüglich ist jüngst eine Studie erschienen, in der mittels einer
neuen Technik der Proteinbedarf bei jungen, gesunden Männern und bei
Kindern bestimmt wurde (MA Humayun et al., Am J Clin Nutr 2007; 86:995).
Um das Ergebnis der Publikation gleich vorwegzunehmen, es wurde bei
dieser Untersuchungsgruppe ein mittlerer durchschnittlicher Bedarf
(recommended dietary allowance RDA) von 0.93 g/kg KG/Tag und eine
sichere Zufuhrrate von 1.2 g/kg KG/Tag für junge, gesunde Männer
bestimmt. Diese Angaben liegen 41 bzw. 50% höher als die bislang
vorliegenden Empfehlungen vom Jahr 2002/2005 des Food and Nutrition
Board (IOM/FNB IOMFaNB, Washington DC: The National Academy Press,
2002/2005) oder die gültigen D-A-CH-Referenzwerte für die
Nährstoffzufuhr (D-A-CH = Deutsche Gesellschaft für Ernährung,
Österreichische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische Gesellschaft
für Ernährungsforschung, Schweizerische Vereinigung für Ernährung), die
eine durchschnittliche und sichere Proteinzufuhr (mit hoch qualitativem
Protein) von 0.66 bzw. 0.8 g/kg KG/Tag empfohlen haben.
Wie kommt es zu dieser Diskrepanz?
Die
gängigen Untersuchungen zur Quantifizierung des Proteinbedarfs wurden
mittels Stickstoffbilanzuntersuchungen durchgeführt. Dabei kommt es zu
einer Überschätzung der Stickstoffzufuhr (die Untersuchten nehmen
weniger zu sich) und zu einer Unterschätzung der
Stickstoffausscheidungen. Im Gegensatz dazu verwendet die Arbeitsgruppe
um Pencharz eine elegante Methode, mit der die Oxidation einer
Indikatoraminosäure gemessen wird (IAAO-Methode = indicator amino acid
oxidation) (Elango R, Curr Opin Clin Nutr Metab Care 2008; 11:34). Die
zu untersuchende Aminosäure wird in steigenden Mengen zugeführt und
gleichzeitig wird mittels stabiler Isotope die Oxidationsrate dieser
Indikatoraminosäure bestimmt. Liegt ein Mangel vor, wird diese
Indikatoraminosäure oxidiert und nicht, wie gewünscht, in Proteine
eingebaut. Erst wenn die zu untersuchende Aminosäure im optimalen
Bereich vorliegt, bleibt die Oxidation der Indikatoraminosäure konstant,
was dann jener Zufuhrmenge entspricht, die für eine optimale
Proteinsynthese notwendig ist. Die mittels dieser Methode ermittelten
Bedarfszahlen einzelner Aminosäuren liegen jedenfalls höher, als die
bislang empfohlenen.
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