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Impfungen bei Nierenpatienten


Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion leiden unter einem deutlich überhöhten Infektionsrisiko. Bereits in den Stadien 3-4 der chronischen Niereninsuffizienz findet sich eine deutliche Häufung von Infektionen, darunter insbesondere pulmonale und Harnwegsinfektionen. Mit Verschlechterung der Nierenfunktion steigt die Rate der Infektionen weiter an (Dalrymple LS, Am J Kidney Dis 59:356-363, 2012). Verschiedene Aspekte tragen zu dieser Infektionsanfälligkeit bei. Harnwegsinfektionen sind oft durch die Grunderkrankung mitbedingt. Nierenpatienten werden häufiger hospitalisiert als Vergleichsgruppen, sie sind damit auch einem anderen Erregerspektrum ausgesetzt als der Gesunde. Eine sehr wichtige Rolle spielt aber auch die durch das Nierenversagen bedingte Störung der Immunabwehr.

Immundefekt bei chronischer Niereninsuffizienz

Wir wissen heute auf molekularer Ebene relativ gut, warum die Infektabwehr des chronisch Nierenkranken geschädigt ist. Ein wichtiger Defekt findet sich vor allem im Bereich der spezifischen Immunität, hier kennt man eine Störung der Signalgebung zwischen antigenpräsentierender Zelle und den T-Helferzellen. Das zweite Signal der Aktivierung von T-Helferzellen ist bei Niereninsuffizienz gestört (Girndt M, Kidney Int 44:359-365, 1993). In der Folge kommt es zu einer verminderten Aktivierung und Proliferation spezifischer Helferzellen auf ein Antigen, beispielsweise ein Impfantigen. Als Konsequenz daraus werden verminderte zytotoxische T-Zell-Reaktionen sowie eine verminderte Aktivierung von B Lymphozyten zur Antikörperproduktion festgestellt (Girndt M, Kidney Int 59:1382-1389, 2001). Das monozytäre Zytokinmilieu, das im Rahmen der bei Urämie häufig aufzufindenden Inflammation ausgeschüttet wird, begünstigt eine Verschiebung der T-Zell-Antwort zu Gunsten einer TH1-Reaktion, was zusätzlich die Antikörperproduktion schwächt (Heine G, Nephrol Dial Transplant 17:1790-1794, 2002). Von diesen molekularen Defekten sind Impfantigene und Virusinfektionen besonders betroffen. Die Abwehr gegen bakterielle Antigene ist häufig weniger eingeschränkt, Impfantworten gegen große Polysaccharidantigene wie bei der Pneumokokkenimpfung sind auch bei chronischer Niereninsuffizienz sogar relativ gut erreichbar.

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Tags: nephro-news nephrologie immunologie impfung 

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