NEPHRO-News
Zusammenfassung
Weltweit werden große Mengen
Kochsalz (NaCl) über die Nahrung aufgenommen, obwohl bekannt ist, dass
hoher Kochsalzkonsum das vaskuläre System schädigt. Kochsalz gilt als
Wegbereiter für Bluthochdruck und kardiovaskuläre Erkrankungen. Nach
einer salzigen Mahlzeit erreicht Kochsalz das Gefäßbett und bindet dort
an die endotheliale Glykokalyx. Dieses negativ geladene Biopolymer
kleidet die innere Schicht der Blutgefäße aus und schützt das
Gefäßendothel vor Kochsalz. Eine geschädigte Glykokalyx erhöht die
endotheliale Salzpermeabilität, was dazu führt, dass zu viel Natrium im
Körper eingelagert wird. Organschäden sind die Folge. Es gibt seit
kurzem einen einfachen Test, welcher die sogenannte „vaskuläre
Salzsensitivität“ des Menschen funktionell erfasst. Damit ergibt sich
zum ersten Mal die Möglichkeit, die Risiken salzinduzierter Schäden des
Herz-Kreislaufsystems zu prognostizieren.
Im Folgenden wird erläutert, wie Erkenntnisse der Grundlagenforschung in die medizinische Praxis übertragen werden können.
Einleitung
Seit
mehreren Millionen Jahren beschränkte sich aufgrund der gegebenen
Lebensumstände die tägliche Aufnahme von Kochsalz (NaCl) auf etwa 1
Gramm pro Tag. Vor etwa 10.000 Jahren jedoch entwickelte sich die
Gewohnheit, Nahrungsmittel mit Salz zu konservieren, um sie so über
einen längeren Zeitraum haltbar zu machen. Dies erlaubte es Nomaden,
sesshaft zu werden und beispielsweise Getreide anzubauen. Als Folge
dieser neuen Lebensweise stieg der tägliche Salzkonsum unserer Vorfahren
jedoch auf das etwa 10-fache an (Meneton P, Physiol Rev 85:679-715,
2005).
Während der letzten Jahrtausende gewöhnte sich der Mensch
an den Geschmack von Salz und die Vorteile lagerungsfähiger
Lebensmittel (Ritz E, Nephrol Dial Transplant 21:2052-2056, 2006). In
dieser, „evolutiv“ betrachtet, sehr kurzen Zeitspanne konnte sich das
humane Genom nicht schnell genug an die großen Salzmengen anpassen.
Daher sind wir Menschen, genetisch betrachtet, mit einem System
ausgestattet, das darauf ausgelegt ist, auch kleinste Mengen an Kochsalz
zu bewahren, sozusagen ein Relikt aus Zeiten, in denen Salz ein rares
Gut und die tägliche Aufnahme sehr gering war. Mit diesem evolutiven
Hintergrund wird klar, dass bei übermäßigem Kochsalzkonsum der
Mechanismus der Salzausscheidung über die Nieren überfordert ist und
dementsprechend als der limitierende Faktor im System gesehen werden
kann (Guyton AC, Science 252:1813-1816, 1991). Wenn die Salzaufnahme die
Exkretionskapazitäten der Nieren übersteigt, wird Natrium im Körper
abgelagert, wo es offensichtlich in Synergie mit Aldosteron Herz,
Blutgefäße und Nieren angreift. Arterielle Hypertonie, Schlaganfall und
Herzinfarkt sind dann das Ergebnis.
Wir wollen Fachärzte und Pfleger topaktuell und wissenschaftlich fundiert über Studien, fachspezifische Entwicklungen und deren praktische Umsetzung informieren, um sie in ihrer Arbeit und Fortbildung zu unterstützen.
Wählen Sie dazu bitte Ihr Land aus.