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Der glomeruläre Filter im Blickpunkt:

Die Schlitzmembran als Schlüssel zum Verständnis des nephrotischen Syndroms


Erkrankungen des glomerulären Filters der Niere sind die häufigsten Ursachen für ein Nierenversagen und die dialysepflichtige Niereninsuffizienz. Trotz der Häufigkeit von glomerulären Erkrankungen und ihrer Bedeutung für unsere Gesellschaft und die betroffenen Patienten, war die Funktion dieses Filters bis vor kurzem weitestgehend unklar. Die Untersuchung familiärer Formen des nephrotischen Syndroms, die Etablierung neuer Tiermodelle und biochemische und zellbiologische Studien haben nun in wenigen Jahren zu einem dramatischen Wissenszuwachs im Verständnis der Pathophysiologie des Glomerulus geführt. Makromoleküle werden bei der Produktion von Primärharn vom glomerulären Filter abhängig von ihrer Größe, Form und Ladung im Blut zurückgehalten. Dabei besteht das größenselektive Sieb aus drei Schichten: Dem fenestrierten Endothel der glomerulären Kapillaren, der speziell zusammengesetzten glomerulären Basalmembran und den interdigitierenden Podozytenfußfortsätzen. Podozyten sind als die viszeralen Epithelzellen des Glomerulus nun in das Zentrum des Interesses der glomerulären Forschung gerückt. Sie umgeben mit ihren primären und sekundären Fortsätzen die gesamte Oberfläche der glomerulären Kapillaren und bilden einen etwa 40 nm weiten Filtrationsschlitz zwischen jeweils interdigitierenden Fußfortsätzen. Diese Fußfortsätze sind über eine kontinuierliche, im Elektronenmikroskop sichtbare Membran, die Schlitzmembran, miteinander verbunden. Werden Podozyten verletzt, so zeigen sie ein nahezu uniformes Schädigungsmuster.

Sie erfahren hochgradige Veränderungen des Zellskeletts, verlieren ihre hoch spezialisierten interzellulären Kontakte und zeigen das Bild der Pseudofusion der Fußfortsätze (englisch "effacement"), dem morphologischen Korrelat des nephrotischen Syndroms in der Elektronenmikroskopie. Dieser Phänotyp, der mit Entwicklung einer großen Proteinurie einhergeht, ist prinzipiell reversibel, was die ausgeprägte Dynamik der Steroid-sensitiven Formen glomerulärer Erkrankungen (wie der "Minimal Change"-Nephropathie) bildhaft illustriert. Die zugrunde liegenden Prozesse waren bis vor kurzem weitgehend unverstanden.

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Tags: nephro-news nephrologie 

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