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Neutralisierende Antikörper unter Therapie mit rekombinantem Erythropoietin

Selten aber beunruhigend


Pure red-cell aplasia and antierythropoietin antibodies in patients treated with recombinant erythropoietin.

Casadevall N, Nataf J, Viron B, et al.                                                                                                                      N Engl J Med 2002; 346:469-75

Department of Hematology, Hotel-Dieu, Paris, France.


Selten aber beunruhigend: neutralisierende Antikörper unter Therapie mit rekombinantem Erythropoietin. Es galt lange als Grundlage des extrem günstigen Risiko-/Nutzenverhältnisses der EPO-Therapie, dass das gentechnologisch hergestellte Hormon mit dem endogenen weitgehend identisch ist. Die Primärstruktur des Proteins von 165 Aminosäuren wird durch das humane EPO-Gen vorgegeben. Der aus 5 Seitenketten bestehende Kohlenhydratanteil ist dem des endogenen Hormons sehr ähnlich. Allerdings lassen sich Unterschiede in der Glykosilierung sowohl zwischen endogenem und rekombinantem EPO als auch zwischen Präparaten zweier Hersteller (Epoetin alfa und Epoetin beta) nachweisen. Ein weiteres Präparat, bei dem durch Modifizierung der Proteinstruktur zwei zusätzliche Anheftungsstellen für Zuckerseitenketten geschaffen wurden, was zu einer verlängerten Halbwertszeit führt (Darbepoetin alfa), wurde kürzlich zugelassen. Alle EPO-Präparate haben sich bislang als kaum immunogen erwiesen. Was bis 1997 nur in sehr wenigen Einzelfällen beobachtet wurde, scheint jetzt allerdings häufiger vorzukommen: die Bildung von neutralisierenden Antikörper unter der Therapie mit rhEPO. N. Casadevall et al. berichten über 13 Patienten, bei denen sie Antikörper gegen EPO im Plasma nachgewiesen und charakterisiert haben. Den Europäischen Behörden wurden mittlerweile nach inoffiziellen Verlautbarungen etwa 100 Fälle gemeldet. Die dabei nachgewiesenen Antikörper neutralisieren das applizierte, aber auch residuales endogenes EPO, was zu einer schweren aplastischen Anämie ("pure red cell aplasia") mit einem Transfusionsbedarf von bis zu 2 Erythrozytenkonzentraten pro Woche führt. Die Gründe für das scheinbar zunehmende Auftreten dieser Antikörper sind bislang unklar. Casadevall et al. berichten, dass die Antikörper sich gegen den Proteinanteil richten, was allerdings nicht ausschließt, dass Veränderungen des Kohlenhydratanteils zur Immunisierung beigetragen haben.

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Tags: nephro-news 

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