INTENSIV-News
Intensive insulin therapy reduces microdialysis glucose values
without altering glucose utilization or improving the lactate/pyruvate
ratio after traumatic brain injury.
Vespa P,
Boonyaputthikul R, McArthur DL, et al., Crit Care
Med 2006; 34:930-1
UCLA Division of Neurosurgery, Los Angeles, CA, and Barrows Neurologic Institute, Phoenix, AZ, USA.
OBJECTIVE:
To determine that intensive glycemic control does not reduce
microdialysis glucose concentration brain metabolism of glucose.
DESIGN: Prospective monitoring followed by retrospective data analysis of cerebral microdialysis and global brain metabolism.
SETTING: Single center, academic neurointensive care unit.
PATIENTS: Forty-seven moderate to severe traumatic brain injury patients.
INTERVENTIONS:
A nonrandomized, consecutive design was used for glycemic control with
loose insulin (n=33) for the initial 2 yrs or intensive insulin therapy
(n=14) for the last year.
MEASUREMENTS AND MAIN RESULTS: In 14
patients treated with intensive insulin therapy, there was a reduction
in microdialysis glucose by 70% of baseline concentration compared with a
15% reduction in 33 patients treated with a loose insulin protocol.
Despite this reduction in microdialysis glucose, the global metabolic
rate of glucose did not change. However, intensive insulin therapy was
associated with increased incidence of microdialysis markers of cellular
distress, namely elevated glutamate (38+/-37% vs. 10+/-17%, p<.01),
elevated lactate/pyruvate ratio (38+/-37% vs. 19+/-26%, p<.03) and
low glucose (26+/-17% vs. 11+/-15%, p<.05 and increased global oxygen
extraction fraction. Mortality was similar in the intensive and loose
insulin treatment groups (14% vs. 15%, p=.9), as was 6-month clinical
outcome (p=.3).
CONCLUSIONS: Intensive insulin therapy results in a
net reduction in microdialysis glucose and an increase in microdialysis
glutamate and lactate/pyruvate without conveying a functional outcome
advantage.
Entgegen der von Frau van den Berghe und Kollegen gezeigten positiven
Effekte (Tabelle 1) einer strengen Kontrolle der Blutzuckerspiegel
medizinischer, chirurgischer und neurologischer/ neurochirurgischer
Intensivpatienten mittels intensivierter Insulintherapie (van den Berghe
G; Diabetes 2006; 55:3151; van den Berghe G; Neurology 2005; 64:1348),
mehren sich in jüngster Zeit Zweifel an der Bedenkenlosigkeit eines
solchen rigiden Konzeptes zur Einstellung niedriger Blutzuckerspiegel
bei Patienten mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma (SHT) (Strong AJ; Crit
Care Med 2005; 33:2147; bzw. die hier diskutierte Studie von Vespa P;
Crit Care Med 2006; 34:850) (Tabelle 1). Dies ist unabhängig von der
erhöhten Gefahr einer induzierten Hypoglykämie bei der Verminderung der
Blutzuckerspiegel unter 110 mg/ dl (6.1 mmol/l), einer notwendigen
Grenze zur signifikanten Reduktion eines Nierenschadens und einer
Critical Illness Polyneuropathy (van den Berghe G; Diabetes 2006).
Vespa
und Kollegen haben in dieser ihrer jüngsten Arbeit nachteilige Effekte
einer Reduktion der Blutzuckerspiegel von 120-150 (6.7-8.3 mmol/l) auf
90-120 mg/dl (5- 6.7 mmol/l) auf den Gehirnstoffwechsel zeigen können.
Bei den insgesamt 47 Patienten, von denen 33 innerhalb der hohen und 14
innerhalb der engen Blutzuckergrenzen gehalten wurden, kam es zu einer
signifikanten Reduktion der mittels Mikrodialyse gemessenen
extrazellulären Glukose-konzentrationen und einer signifikanten Zunahme
einer metabolischen und exzitotoxischen zerebralen Belastung, welche
sich in einer Erhöhung der extrazellulären Glutamatspiegel, des
Laktat/Pyruvat-Quotienten und einer gesteigerten globalen zerebralen
Sauerstoffextraktion ausdrückte (Abbildung 1).
Experimentellen und klinischen Untersuchungen zufolge sollten diese
Veränderungen vermieden werden, um der Entstehung von Sekundärschäden
entgegenzuwirken. Klinisch zeigte sich in dieser Arbeit keine erhöhte
Morbidität und Mortalität. Eine zuverlässige Beurteilung ist jedoch
anhand der relativ kleinen Fallzahl, der retrospektiven Analyse nicht
angepasster Patienten der beiden Blutzuckergruppen, der kurzen
Beobachtungsdauer und der konsekutiven Anpassung der Blutzuckergrenzen
schwerlich zu erwarten. Weitere Einschränkungen dieser Studie sind das
Fehlen spezifischer Angaben bzgl. der Veränderungen des ICP, des CPP und
des Noradrenalinbedarfs sowie fehlende Daten der Blutzuckerdynamik mit
entsprechenden Angaben zu hypo- und hyperglykämen Episoden. Leider
wurden keine laborchemischen und mikrobiologischen Daten integriert.
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