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Pulmonalarterienkatheter - Update 2006

Brauchen wir ihn noch?


Seit seiner Einführung in den 70er-Jahren hat der Pulmonalarterienkatheter zur Bestimmung und Monitorisierung der Hämodynamik von Patienten die Praxis moderner Kardiologie und Intensivmedizin entscheidend beeinflusst. Ob jedoch das invasive hämodynamische Monitoring das klinische Behandlungsergebnis verbessert hat, ist bis heute unklar.

Es war angenommen worden, dass die hämodynamischen Messwerte aus Rechtsherzkatheterisierung und Thermo-dilution diagnostische Hilfestellung leisten, welche die Behandlung steuern lässt und Auskunft zur Prognose von Patienten gibt. Die größere Genauigkeit dieser invasiven Methode war im Vergleich zu den nicht-invasiven Techniken oft als Vorteil angegeben worden, besonders wenn Patienten gleichzeitig an höhergradigen Lungen- oder Herzkrankheiten litten.

Weil aber eine Verbesserung des Behandlungsergebnisses durch Verwendung des Pulmonalarterienkatheters in keiner der Studien bewiesen werden konnte, war die Methode lediglich auf der Basis von Expertenempfehlungen indiziert worden [Mueller et al. JACC 1998; 32:840]. Hauptsächlich waren dies Situationen, in denen der hämodynamische Status nicht ausreichend gut mit klinischen oder nicht-invasiven Methoden eingeschätzt werden konnte, wo das Ergebnis der invasiven Diagnostik aber die therapeutischen Maßnahmen beeinflussen würde, z.B. in der Abklärung eines zirkulatorischen Schockzustandes.

Im Jahr 1996 war eine viel kritisierte Beobachtungsstudie veröffentlicht worden [Connors; JAMA1996; 276: 889], die den Einfluss der Verwendung des Pulmonaliskatheters innerhalb der ersten 24 h nach Intensivstationsaufnahme auf das Patientenüberleben errechnete. Ein Selektionsbias (häufigere Pulmonalarterienkatheterverwendung bei Hochrisikopatienten) sollte mittels eines "Propensity Score" statistisch ausgeglichen werden. Trotz dieser statistischen Korrektur zeigten die Berechnungen für Patienten mit Pulmonalarterienkatheter eine signifikant höhere 30-Tages-Mortalität [Connors; JAMA 1996; 276:889]. Es könnte natürlich nur ein "Statistikeffekt" vorgelegen sein, weil nicht wirklich für alle prognostisch wichtigen Faktoren korrigiert worden war. Andererseits war nicht auszuschließen, dass Katheterisierungskomplikationen oder gar ein schädlicher, aggressiverer Behandlungsstil bei Patienten mit Pulmonaliskatheter die höhere Mortalität verursacht haben. Jedenfalls waren randomisierte, kontrollierte Studien gefordert worden, die endlich durchgeführt werden müssten. Die Forderung beschränkte sich nicht nur auf Intensivstationen, sondern wurde auf elektive Operationen ausgedehnt.

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