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Was machen wir falsch bei der Wiederbelebung nach Herzstillstand?


Quality of Cardiopulmonary Resuscitation During Out-of-Hospital Cardiac Arrest.

Wik L, Kramer-Johansen J, Myklebust H, et al.                                                                                                                   JAMA 2005; 293:299-304

National Competence Center for Emergency Medicine, Ulleval University Hospital, Oslo, Norway.

CONTEXT: Cardiopulmonary resuscitation (CPR) guidelines recommend target values for compressions, ventilations, and CPR-free intervals allowed for rhythm analysis and defibrillation. There is little information on adherence to these guidelines during advanced cardiac life support in the field.
OBJECTIVE: To measure the quality of out-of-hospital CPR performed by ambulance personnel, as measured by adherence to CPR guidelines.
DESIGN AND SETTING: Case series of 176 adult patients with out-of-hospital cardiac arrest treated by paramedics and nurse anesthetists in Stockholm, Sweden, London, England, and Akershus, Norway, between March 2002 and October 2003. The defibrillators recorded chest compressions via a sternal pad fitted with an accelerometer and ventilations by changes in thoracic impedance between the defibrillator pads, in addition to standard event and electrocardiographic recordings.
MAIN OUTCOME MEASURE: Adherence to international guidelines for CPR.
RSULTS: Chest compressions were not given 48% (95% CI, 45%-51%) of the time without spontaneous circulation; this percentage was 38% (95% CI, 36%-41%) when subtracting the time necessary for electrocardiographic analysis and defibrillation. Combining these data with a mean compression rate of 121/min (95% CI, 118-124/min) when compressions were given resulted in a mean compression rate of 64/min (95% CI, 61-67/min). Mean compression depth was 34 mm (95% CI, 33-35 mm), 28% (95% CI, 24%-32%) of the compressions had a depth of 38 mm to 51 mm (guidelines recommendation), and the compression part of the duty cycle was 42% (95% CI, 41%-42%). A mean of 11 (95% CI, 11-12) ventilations were given per minute. Sixty-one patients (35%) had return of spontaneous circulation, and 5 of 6 patients discharged alive from the hospital had normal neurological outcomes.
CONCLUSIONS: In this study of CPR during out-of-hospital cardiac arrest, chest compressions were not delivered half of the time, and most compressions were too shallow. Electrocardiographic analysis and defibrillation accounted for only small parts of intervals without chest compressions.


Seit Jahrzehnten stagniert die Rate der Patienten, welche einen Herzstillstand mit guter neurologischer Erholung überleben, bei einer enttäuschend niedrigen Zahl zwischen 2-15%. Die ganz aktuelle Studie von Wik et al. könnte der Schlüssel zu dem Rätsel sein, warum dies so ist und die verschiedenen neuen Therapieansätze während der Wiederbelebung, welche im Tierversuch sehr vielversprechend waren, sich in prospektiven klinischen Studien im Sinne von guten Langzeitergebnissen als wirkungslos erwiesen haben (Brain Resuscitation Clinical Trial I Study Group, JAMA 1989; 262:3427; Brain Resuscitation Clinical Trial II Study Group, N Engl J Med 1991; 324:1225, Wenzel et al, N Engl J Med 2004; 350:105; Stiell et al, N Engl J Med 2004; 351:647). In all diesen klinischen Studien wurde im Abschnitt "Methoden" beschrieben, dass die Wiederbelebungsversuche "gemäß den Richtlinien der American Heart Association (AHA) durchgeführt wurden". Aber stimmt das überhaupt? Wik et al. zeigten, dass in Wirklichkeit die Richtlinien NICHT befolgt werden, zumindest was die Qualität der Herzdruckmassage betrifft; Aufderheide et al. zeigten ähnliches, was die Qualität der Beatmun,g während der Wiederbelebung betrifft (Circulation 2004;109:1960).

Die letzten Richtlinien der AHA empfehlen, während der Wiederbelebung die Herzdruckmassage mit einer Frequenz von 80-100/min und die Beatmung mit einer Frequenz von 12-15/min bei bereits intubierten Patienten durchzuführen. Wik et al zeigten in ihrer Beobachtungsstudie bei präklinischem Herzstillstand in drei europäischen Städten, dass in 38% der Zeit des Herzstillstandes keine Herzdruckmassage durchgeführt wurde (gleichbedeutend mit fehlender Hirnperfusion) und dabei war die Zeit für Rhythmusanalyse und Defibrillation schon weggerechnet. Weiters waren 78% der Herzdruckmassagen zu oberflächlich. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Sanitäter vor der Studie einen Auffrischungskurs erhielten und auch über den Zweck der Studie (nämlich die Qualität der Wiederbelebung zu prüfen) informiert waren.

In derselben JAMA-Ausgabe zeigten Abela et al. bei innerklinischem Herzstillstand in Chicago, dass in 24% der Zeit während des Herzstillstandes keine Herzdruckmassage durchgeführt wurde (Abela et al, JAMA 2005; 293:305) und 37% der Herzdruckmassagen zu oberflächlich waren. In beiden Studien war die Entlassungsrate aus dem Krankenhaus der internationalen Literatur entsprechend niedrig, 3% bei Wik et al. und 10% bei Abela et al., doch in beiden Studien war ein Trend zu sehen, dass bei besserer Herzdruckmassage auch ein besseres Outcome erzielt werden kann. Aufgrund der zu geringen Fallzahlen waren diese Unterschiede jedoch statistisch nicht signifikant.

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Tags: intensiv-news notfallmedizin reanimation herzstillstand 

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