Noradrenalin in Nierendosis?

"Dopamin in Nierendosis" ist tot, es lebe "Noradrenalin in Nierendosis"? Dieses Schlagwort ist einem Editorial von Marik entnommen (Chest 2004; 126:335), das sich auf eine Studie von Albanese bezieht, in der gezeigt wurde, dass die Infusion von Noradrenalin bei Patienten mit Sepsis zu einer Verbesserung der Nierenfunktion führt, während bei Patienten nach Trauma kein positiver Effekt festzustellen ist (Chest 2004; 126:534).

Diese Studie zeigt absolut nichts Neues, bestätigt lediglich zahlreiche frühere Untersuchungen, in denen nachgewiesen wurde, dass eine Vaskokonstriktorentherapie bei bestimmten Intensivpatienten zu einer Verbesserung der Nierenfunktion führen kann und damit ein wichtiger Therapieansatz in der Prävention des akuten Nierenversagens (ANV) darstellt. Was steckt hinter diesem Konzept?

Bei zahlreichen intensivmedizinischen Krankheitsbildern, wie SIRS/Sepsis, ARDS, Pankreatitis, Leberversagen oder Verbrennung, kommt es zu einer Dissoziation der systemischen von der renalen Hämodynamik. Über verschiedenste Mechanismen, nicht zuletzt einer überschießenden NO-Synthese, tritt ein Abfall des systemischen Gefäßwiderstandes ein. Kompensatorisch, über Steigerung des Sympathikotonus durch Aktivierung von Volumen- und Barorezeptoren, steigt der renale Gefäßwiderstand an. Im systemischen Kreislauf kommt es maximal zu einem Abfall von etwa 50% des Gefäßwiderstandes, der renale Gefäßwiderstand jedoch steigt überproportional bzw. sogar exzessiv auf das 10 bis 15fache (!) an. Im Falle des hepatorenalen Syndroms kann dies bis zum fast vollständigen Sistieren der renalen Durchblutung und zum Auftreten einer Rindennekrose führen.