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Neuromuskuläre Symptome beim Intensivpatienten

Critical illness neuropathy? Critical illness myopathy? Oder beides?


In den im Septemberheft der Zeitschrift: "Intensive Care Medicine" publizierten Studien über die "Critical illness polyneuropathy" sowie die Diagnose der "Critical illness myopathy" (Bednarik et al (2003): Intensive Care Med 29:1505-1514; bzw. Stibler et al (2003): Intensive Care Med 29: 1515-1527) wird, wie auch in dem dazu im gleichen Heft publizierten Editorial von N. Latronico (Intensive Care Med (2003) 29:1411-1413) zu Recht auf diese beiden intensivneurologischen Konsequenzen einer immer invasiver und aggressiver werdenden Intensivmedizin, insbesondere auch in Hinblick auf die Tatsache, dass immer mehr Patienten mit lebensbedrohlichen Erkrankungen, inklusive primären oder sekundären (nosokomialen) Sepsissyndromen überleben, in mehrerer Hinsicht hingewiesen und Stellung bezogen.

Die tschechische Arbeitsgruppe von J. Bednarik weist darauf hin, dass die Inzidenz der "Critical illness polyneuropathy" bei Patienten, die mehr als 1 Woche intensivpflichtig sind, knapp 60% erreicht, bei Patienten mit Sepsissyndrom fast 70% und bei Patienten mit Multiorganversagen oder septischem Schock über 70% und bei Sepsis und Multiorganversagen über 80% und zwar eine "Critical illness polyneuropathy" mit allen Konsequenzen des "Weanings Problems", der Verlängerung des Intensivaufenthaltes sowie der Neurorehabilitationsnotwendigkeit. Obwohl diese Inzidenzzahlen absolut beeindruckend sind, wird im täglichen Setting die Diagnose der "Critical illness polyneuropathy" noch immer verspätet (oft zu spät) gestellt. Es ist der große Verdienst der Arbeitsgruppe von Bednarik et al, sowohl das breite Spektrum und vor allem auch das zeitliche Profil wesentlicher elektrophysiologischer Parameter für die frühzeitige Diagnose der neuromuskulären Involvierung bei kritisch kranken Patienten zu evaluieren und, dies ist ein absolutes und wesentliches Novum, diese elektrophysiologischen Parameter mit Biopsiebefunden zu korrelieren. Die Studie ist eine prospektive, klinische und neurophysiologische Studie, die in zwei Brünner Intensivstationen (Neurologische Intensivstation und Allgemeine Intensivstation) durchgeführt wurde. 46 Intensivpatienten mit einem Versagen von mindestens 2 Organen, wurden rekrutiert und hatten den 1-Monats "follow-up"- Zeitraum erlebt/absolviert. Eine detaillierte klinische, vor allem aber elektrophysiologische Evaluierung wurde innerhalb von 24 Stunden nach Beginn der intensivpflichtigen Erkrankung, d. h. nach Aufnahme an der Intensivstation, wenn der Patient einen SOFA-Score von mindestens 3 oder 4 aufwies, durchgeführt. Die klinische und elektrophysiologische Kontrolle wurde dann im Schnitt 1 Monat später in der gleichen Ausführlichkeit wiederholt. Zu diesem Zwecke wurde die Muskelkraft mit der MRC-Skala sowie direkter elektrophysiologischer Untersuchung mit dem repetitiven Stimulationstest, mit Nervenleitgeschwindigkeit, Nadel-EMG, quantitativem EEG und der direkten Muskelstimulationsmethode untersucht. Es wurden sowohl motorische als auch sensible Nervenleitgeschwindigkeiten gemessen. Bei 11 Patienten wurde eine offene Muskelbiopsie vom rechten Musculus quadriceps femoris bzw. rechten Musculus tibialis anterior durchgeführt, bei 5 Patienten (denjenigen, die die stärksten elektrophysiologischen Zeichen einer sensorischen Mitbeteiligung hatten), wurde auch eine Nervus suralis Biopsie durchgeführt.

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Tags: intensiv-news neurologie neuromuskulär neuropathie 

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