Intensive Insulintherapie:

Zahlreiche Studien haben mittlerweile gezeigt, dass die intensivierte Insulintherapie bei Intensivpatienten mit einem Überlebensvorteil einhergeht, den man diesen Patienten nicht vorenthalten sollte. Waren die Ergebnisse bei chirurgischen Patienten überwältigend, so sind die jüngsten Ergebnisse bei internistischen Intensivpatienten nicht so eindeutig. Es konnte jedoch auch bei internistischen Patienten ein signifikanter Überlebensvorteil für jene Patienten gezeigt werden, die mehr als 2 Tage an der Intensivstation blieben. Wie oft kann ein internistischer Intensivpatient schon am 2. Tag von der Intensivstation transferiert werden?

Ein wesentlicher Kritikpunkt jener Kliniker, die die "intensive Insulintherapie" bislang ablehnen, ist die damit möglicherweise verbundene Erhöhung der Hypoglykämierate. In der ersten "landmark" Studie von G. van den Berghe traten bei den chirurgischen Intensivpatienten unter intensivierter Insulintherapie noch eine Hypoglykämierate von 5,1% auf (Van den Berghe G; N Engl J Med 2001, 45:1359). In ihrer neuen Studie bei internistischen Intensivpatienten war jedoch unter intensivierter Insulintherapie eine Hypoglykämierate von 25,1% zu beobachten (Van den Berghe G; N Engl J Med 2006, 354: 449). Bei den > 3 Tage aufgenommenen Patienten lag diese sogar bis > 40%; bemerkenswerterweise profitierte jedoch gerade diese Gruppe mit den meisten Hypoglykämien am meisten von der intensivierten Insulintherapie, da in dieser Gruppe die Spitalsmortalität signifikant reduziert werden konnte (52,5 vs. 43%; p<0,009).