NEPHRO-News
Auf dem Gebiet der Organtransplantation sowie bei Patienten mit
chronischer Niereninsuffizienz spielt die Vermeidung von Infektionen
eine entscheidende Rolle. Bei Nierentransplantierten zählen Infektionen
direkt nach kardiovaskulären Ursachen zur zweithäufigsten Todesursache
(Opelz G; Am J Transplant 2012; 12:3031).
Durch die
Immunsuppression, die zu einer verminderten zellvermittelten Immunität
und zu einer eingeschränkten Antikörperproduktion führt, kommt es bei
den Patienten zu einer erhöhten Ansteckungsgefahr und somit auch zu
einer gesteigerten Infektanfälligkeit. Zudem folgt eine schnellere
Progression der Erkrankung mit einer höheren mikrobiellen Last. Dies
wiederum führt zu einem aggravierten Verlauf und bewirkt häufiger
Komplikationen von meist impfpräventablen Erkrankungen.
Interessanterweise
kann man bereits in frühen Stadien der Nierenerkrankung noch lange vor
einer Immunsuppression eine Zunahme der Hospitalisation linear zur
Abnahme der eGFR beobachten (Dalrymple LS; Am J Kidney Dis 2012;
59:356). Insbesondere bei pulmonalen Infektionen ist dies der Fall. Im
Endstadium der „Dialysepflichtigkeit“ erhöht sich bei einer Infektion
sogar das Risiko für eine erneute Rehospitalisierung und die damit
verbundene Mortalität (Dalrymple LS; Am J Kidney Dis 2015; 65:754).
Impfungen,
die eine kostengünstige Option für das Gesundheitswesen darstellen und
kaum invasiv sind, können die Rate an Infektionen deutlich senken und
zugleich die Morbidität und Mortalität Nierenerkrankter deutlich senken.
Da es bei bereits fortgeschrittener Niereninsuffizienz zu einer
Immun-Dysfunktion insbesondere der T-Lymphozyten kommt, gibt es hohe
Impfversagerraten bei Impfungen gegen Hepatitis B, Influenza, Tetanus
und Diphtherie (Eleftheriadis T; Semin Dial 2007; 20:440).
Des
Weiteren bewirkt die Immunsuppression bei Transplantierten oft nur eine
unzureichende Impfantwort oder einen Verlust der Impftiter. Zudem sind
Lebendimpfungen bei Transplantierten kontraindiziert. Außerdem ist die
Impfquote gerade bei Risikopopulationen wie chronisch Nierenerkrankten
im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung erniedrigt (Tokars JI; Semin Dial
2004; 17:310; Lee DH; Transpl Infect Dis 2016; 18:155). Umso wichtiger
ist es deshalb, eine frühe Impfberatung bei chronischer Nierenerkrankung
durchzuführen. Idealerweise sollte dies bereits beim Erstkontakt in der
nephrologischen Sprechstunde erfolgen.
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