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Hypertonie-Leitlinien-Tsunami


In den letzten Jahren ist es in der Medizin üblich geworden, für möglichst jeden Bereich der Diagnostik oder auch Therapie von Krankheiten Leitlinien zu verfassen. Haben früher einzelne Autoren oder auch Autorengruppen in Lehrbüchern ihre Vorschläge für Diagnostik und Therapie von Krankheiten zusammengestellt, so sind es heute nationale und auch internationale Expertengremien, die mit mehr oder weniger hoher Systematik wissenschaftliche Literatur analysieren und die vorhandenen Evidenzen für die Diagnostik und Therapie werten oder auch sogar Expertenwertungsfrei in Evidenzgraden zusammenstellen.

In vielen Leitlinien wird versucht, die Expertenmeinung auf ein Mindestmaß zu reduzieren und nur Evidenzen von Studien als Leitpfad für die Diagnostik und Therapie heranzuziehen. Allzu häufig kommt man zu der Erkenntnis, dass die Evidenzen nur gering bis hin zu gar nicht vorhanden sind. Dann fehlen Empfehlungen in einigen Leitlinien schlichtweg, da man kaum Expertenmeinung zulassen möchte. In kaum einem Bereich wie der Diagnostik und Therapie der arteriellen Hypertonie gibt es derart vielfältige nationale und internationale Leitlinien, die vor allem in den letzten zwei bis drei Jahren überarbeitet und publiziert wurden.

Leider kommen die Leitlinien nicht immer zu einem einheitlichen Ergebnis, was durchaus auch sehr kritisch bewertet wird, da für die tägliche Praxis Konfusion ungünstig ist.

In der Regel bauen die Leitlinien und Empfehlungen auf die Wertung gleicher Studien aus, kommen aber zu unterschiedlicher Bewertung, was nicht immer einfach zu verstehen ist. Im praktischen Alltag kann dies sehr verwirrend sein und führt zum Teil zu turbulenten Diskussionen.

Prinzipiell hat eine Leitlinie drei Aufgaben:

  1. Sie soll das aktuelle Wissen (in der Regel Evidenzen) zusammenfassen,
  2. sie soll klare Empfehlungen für rationelle Diagnostik und Therapie geben,
  3. es soll auch der wissenschaftliche Forschungsbedarf definiert werden, um Evidenzen für noch ungeklärte Bereiche zu finden.

Leitlinien werden aber auch gerne instrumentalisiert, um ökonomische Belange eines Gesundheitssystems zu beeinflussen. Dies ist eigentlich nicht zu favorisieren, aber durchaus auch von den verschiedenen Gesundheitssystemen erwartet.

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Tags: nephro-news hypertensiologie hypertonie leitlinien 

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