NEPHRO-News
Chronische Wunden treten bei Dialysepatienten wesentlich häufiger auf
als in der Normalbevölkerung und haben eine höhere Majoramputationsrate.
Bei gleichzeitig vorliegendem diabetischem Fußsyndrom besteht eine
erschreckend hohe Mortalität von 38% im ersten Jahr (Hinchliffe RJ,
Diabetes Metab Res Rev 28:179-217, 2012).
Ursache der chronischen
Wunde sind: Varikosis mit chronischer venöser Insuffizienz, arterielle
Durchblutungsstörung (pAVK ) und Polyneuropathie. Etwa 40% der
Dialysepatienten haben Diabetes mellitus mit daraus resultierender
Arteriosklerose und Polyneuropathie. Nierenerkrankung per se begünstigt
eine Arteriosklerose und Polyneuropathie, was die Entstehung von
chronischen Wunden extrem begünstigt und die Wundheilung gleichzeitig
verschlechtert. Außerdem fehlen bei diesen Patienten häufig die
klinischen Vorboten und nicht selten erscheint der Patient zur Dialyse
mit einer Nekrose oder Gangrän, obwohl bei der vorherigen Dialyse – also
vor zwei Tagen – noch nichts zu sehen war. Die chronische venöse
Insuffizienz spielt bei Dialysepatienten hinsichtlich Wunden nur eine
untergeordnete Rolle und wird nur kurz behandelt.
Chronische venöse Insuffizienz
Varikosis
ist die Ursache der chronischen venösen Insuffizienz. Vor jeder
Behandlung der venösen Insuffizienz – konservativ mit
Kompressionsstrümpfen und Operation – muss die arterielle Durchblutung
abgeklärt werden. Bei der Hauptstammvarkosis tastet man in der Leiste
am stehenden Patienten mit Valsalva-Manöver (akutes Pressen wie bei
Stuhlgang) ein Schwirren beim Rückfluss des Blutes in die V. saphena
magna. Aussagekräftiger ist die Duplexsono-graphie bei gleichem Manöver.
Die Spätfolge der Varikosis ist die chronische venöse Insuffizienz,
beginnend mit kleinfleckiger bis großflächiger Hyperpigmentierung der
Haut. Über die Hautatrophie (weiße Flecken) entstehen schließlich
Ulcera. Diese sind vorwiegend über dem Innenknöchel, während die
arteriellen Ulcera hauptsächlich über dem Außenknöchel und am Fuß
lokalisiert sind. Ausgeprägtere Seitenastvarikosis oder
Hauptstammvarikosis der V. saphena magna sollten frühzeitig operiert
werden, da bei zunehmender Dauer der Dialyse eine pAVK ins Spiel kommt
und dann eine Operation und Kompressionsbehandlung nicht mehr möglich
ist. Bei Hautveränderungen oder Beschwerden – Schmerzen und
Schwellneigung am Abend – ist die Operation indiziert. Eine Operation
ist auch bei bestehenden Ulcera möglich. Die V. saphena magna soll nur
im insuffizienten Anteil – häufig ist der Unterschenkel nicht betroffen –
gestrippt werden. Der verbliebene Rest sollte nach Möglichkeit für
spätere Bypässe erhalten bleiben. Außerdem wird dadurch das Risiko, den
Nervus saphenus am Unterschenkel zu verletzen, stark vermindert.
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