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Sympathikus und Niere: Warum die Verödung der Nierennerven den Blutdruck senkt


Bluthochdruck ist auch heute noch ein ungelöstes Problem der Medizin. Weltweit sterben mehr Menschen an den Folgen des Risikofaktors Hypertonie als an irgendeiner anderen Erkrankung (Lopez AD, Lancet 367:1747-1757, 2006). Der Sympathikus und die Nieren werden mit der Entwicklung der Hypertonie seit mehr als 150 Jahren in Zusammenhang gebracht. Bereits 1859 beschrieb Bernard (Bernard C,Paris, Bailliere et Fils, 1859) die Rolle der Nierennerven für die Regulation der Nierenfunktion. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stellte die chirurgische Durchtrennung und Entfernung der die Niere versorgenden Nerven – die sogenannte Splanchniektomie – die einzige Therapie der schweren arteriellen Hypertonie dar (Smithwick RH, J Am Med Assoc 152; 1501-1504, 1953). Nach der Entdeckung wirksamer oraler Medikamente zur Blutdrucksenkung geriet die Rolle der Nierennerven als Zielstruktur zunächst in den Hintergrund.

In der Klinik von Prof. Schollmeyer war die Hypertonie ein klinischer Schwerpunkt und meine Arbeitsgruppe hat sich von 1987 bis 2002 intensiv mit der Modulation der Neurotransmitterfreisetzung aus sympathischen Nervenendigungen der Niere (Rump LC, Clin Exp Pharmacol Physiol 14:423-428, 1987) und der Entwicklung einer arteriellen Hypertonie beschäftigt. Wir konnten zeigen, dass in Tiermodellen der essentiellen und renalen Hypertonie die Neurotransmitterfreisetzung in der Niere gesteigert ist (Rump LC, Naunyn Schmiedebergs Arch Pharmacol 345:25-32,1992; Amann K, J Am Soc Nephrol 11:1469-1478, 2000). Unsere Untersuchungen und die anderer Arbeitsgruppen in den USA und in Australien zu diesem Thema haben damals nur begrenzt Beachtung gefunden. Beispielhaft für die Unterschätzung dieser Problematik sei hier der „wake-up call“ von Koomans und Mitarbeitern (J Am Soc Nephrol 15:524-537, 2004) erwähnt und die Bezeichnung der sympathischen Überaktivität bei hy­pertensiven Nierenerkrankungen als „Aschenputtel“ der kardiovaskulären Risikofaktoren (Vonend O, Semin Dial 21:326-330, 2008). Erst die Entwicklung eines Kathetersystems zur thermischen Nierennervenablation mit Hochfrequenzstrom durch eine kalifornische Firma hat die renale Innervation wieder in den Fokus des internationalen Interesses gerückt. Im Folgenden soll kurz der Weg der translationalen Forschung auf diesem Gebiet dargestellt und das neue Verfahren der Nierennervenablation kritisch eingeordnet werden.

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Tags: nephro-news nephrologie hypertensiologie blutdruck nierennerven sypatikus 

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